Immer wieder stehen wir Tierärzte vor dem Problem, dass unsere Haustiere einen schnell wachsenden, durch andere Behandlungen nicht kontrollierbaren Tumor in der Haut oder Unterhaut, aber zum Beispiel auch im Kieferbereich haben. Der Tumor bei Hund oder Katze hat sich schnell vergrößert oder ist in kurzer Zeit wieder an derselben Stelle aufgetreten. Oft ist man in einer solchen Situation als Tierarzt ratlos und hat keine Behandlungsempfehlung. Das Tier wurde bereits bestmöglich operiert, aber die Geschwulst ist in kurzer Zeit wieder aufgetreten. Dabei ist diese nach der Erstbehandlung häufig größer und damit noch schlechter zu behandeln.
Ausgehend vor allem von den Erfahrungen dänischer Ärzte und Tierärzte mit der Kalzium-Elektroporation, erfolgt nun die Behandlung von Tieren mit derselben.
Die Kalzium-Elektroporation ist eine neuartige Antitumorbehandlung, bei der hohe Kalziumkonzentrationen durch Elektroporation in Zellen eingebracht werden. Kurze Hochspannungsimpulse sorgen für eine vorübergehende Durchlässigkeit der Zellmembran, sodass eine Kalziumlösung in das Zellinnere eindringen kann und irreversible Schäden an den Tumorzellen erfolgen können. Der Einsatz erfolgt besonders bei Haut- und Unterhauttumoren.
Es liegen Erfahrungen mit der erfolgreichen Behandlung von Weichteilsarkomen, Mundhöhlentumoren und Spindelzelltumoren vor. Nach ungefähr 2 bis 3 Wochen sollte der Therapieerfolg überprüft werden und eine eventuelle Nachbehandlung besprochen werden.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit können auch Katzen und Hunde mit Fibrosarkomen und Plattenepithelkarzinomen, Mastzelltumoren, Neurofibromen und perianalen Adenokarzinomen mit dieser Methode behandelt werden. Zudem wurde die Behandlung bei Pferden, z.B. mit Sarkoiden von dänischen Tierärzten beschrieben. Ebenfalls sollte der Einsatz bei Melanomen überprüft werden.
Im Gegensatz zur Elektrochemotherapie wird hier nur eine Kalziumlösung zur Behandlung verwendet. Deshalb gibt es keine Kontamination durch ein Chemotherapeutikum für den Behandler, Besitzer und den vierbeinigen Patienten. Es kommt normalerweise nur zu sehr kurzzeitigen Haut-Reizungen im behandelten Gebiet, die schnell wieder vorübergehen wird und keiner weiteren Behandlung bedürfen. Das Tumorgewebe schrumpft allmählich.
In der Veröffentlichung von Hoejholt et al. erscheint die Kalzium-Elektroporation in vitro ähnlich effektiv wie die Elektrochemotherapie.
Nach unseren Erfahrungen eignet sich die Kalzium-Elektroporation sehr gut für einen kombinierten Einsatz mit der dendritischen Zelltherapie. Durch die Zerstörung der Tumorzellen werden spezifische Tumorepitope frei, die für die dendritischen Zellen einen hervorragenden Anknüpfungspunkt für die körpereigene Immunabwehr bieten.
Durch die mit der Kalzium-Elektroporation erreichte Tumorreduktion kann auch eine chirurgische Weiterbehandlung und Entfernung des Restgewebes ermöglicht werden.
Für Fragen zur Kalzium-Elektroporation und Kombination mit anderen Behandlungsformen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Quelle Abbildungen:
Quellen:
Galant L et al. (2019): Calcium electroporation: The bioelectrochemical treatment of spontaneous equine skin tumors results in a local necrosis, Bioelectrochemistry