
26 Aug. Fallbeispiel – Spindelzellsarkom, nur teilweise operabel
- Patient: Whisky
- Tierart: Hund
- Rasse: Labrador, geboren 2005
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Diagnosen: März 2016 Spindelzellsarkom im Nacken, operativ entfernt
Nebenbefunde:
Oktober 2018 kleines Melanom in der Iris
Februar 2019 Analbeutelkarzinom, operativ entfernt
Vorbericht
Whisky zeigte im März 2016 (zu diesem Zeitpunkt 11 Jahre alt) starke Schmerzerscheinungen und unerklärliche Lahmheitserscheinungen. Bei weitergehenden Untersuchungen wurde ein Tumor im Bereich der Halswirbelsäule und des Nackenbandes festgestellt und beim Spezialisten bestmöglich chirurgisch versorgt. Es konnte aber nicht im Gesunden entfernt werden, da sonst der wichtige Halteapparat des Nackenbandes völlig unstabil geworden wäre.
Histologischer Befund
im März 2016 wurden nach der teilweisen Resektion des Tumors zwei sehr große (je ca. 25 g schwere) Gewebestücke ins Labor eingesandt. Der pathologisch-histologische Befund spricht von einem niederdifferenzierten Spindelzellsarkom mit Nekrose aus der Unterhaut und Muskulatur des Tieres. Der untersuchende Pathologe spricht davon, dass es sich um einen malignen mesenchymalen Tumor handelt, dessen Histogenese sich aufgrund des niederen Differenzierungsgrades nicht weiter erschließt. Ein Weichteilsarkom (z.B. niederdifferenziertes Fibrosarkom) wäre als Grad III – high grade (Graduierung von Weichteilsarkomen nach Trojani) einzustufen.
Behandlung mit dendritischen Zellen
Bereits im April 2016 wurde mit der Produktion einer immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen begonnen. Zunächst wurde ein Behandlungszyklus mit 3 dendritischen Zellimpfungen von Mai bis September 2016 sowie eine Nachbehandlung 6 Monate nach dem Zyklus durchgeführt. Der Patient wurde regelmäßig gründlich untersucht. Das Immunsystem wurde zudem zeitweise mit der Gabe von Zylexis unterstützt.
Der Gesundheitszustand von Whisky stabilisierte sich zusehends, eine gründliche Nachkontrolle mittels Röntgen ließ zum Erstaunen des behandelnden Tierarztes keinerlei Anzeichen eines Rezidives oder Metastasierungen erkennen. Whisky erhielt zusätzlich eine physiotherapeutische Behandlung.
Aufgrund der Bösartigkeit des ursprünglichen Tumors und wegen der positiven Wirkung auf das Allgemeinbefinden von Whisky wurde ein dauerhafter immunologischer Behandlungszyklus mit weiteren Behandlungen im 2 – 3-monatigen Turnus durchgeführt, um nachhaltig Rezidive des Sarkoms zu verhindern.
Bei der Untersuchung des inzwischen altersmäßig nachlassenden Sehvermögens im Oktober 2018 entdeckte der Tierarzt ein sehr kleines Irismelanom. Dies entwickelt sich aber nicht weiter.
Im Februar 2019 wurde bei Whisky ein kleines Analbeutelkarzinom operativ entfernt . Es bestehen keine Metastasen.
Fazit zur dendritischen Therapie
Whisky ist inzwischen über 3 Jahre in einer kontinuierlichen immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen. Die ursprüngliche Angst nur kurz die Tumorerkrankung im Nackenbereich überleben zu können, hat sich nicht bestätigt. Es sind nie wieder Rezidive aufgetreten. Whisky ist merklich vitaler und agiler als es sein Alter und der Krankheitsvorbericht vermuten ließen. Die Haustierärzte sind bei jeder Gesundheitskontrolle erstaunt über den guten Gesundheitszustand des Patienten.
Besonders zu erwähnen ist die liebevolle Zusammenarbeit bei der Behandlung von Frau Dr. Reipert und Team aus der Praxis Dr. Rosin http://www.tierarzt-rosin.de/
Studie zum Spindelzellsarkom beim Hund
Zusammen mit dem Tiergesundheitszentrum Osterode führen wir eine Studie zum Spindelzellsarkom und anderen Weichteilsarkomen beim Hund durch. Ziel der Studie ist, zu zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv und eine Metastasierung durch die dendritische Zelltherapie reduziert werden kann. Erfahren Sie mehr.

Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er hat die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zu immunologischen Tumorbehandlungen mit dendritischen Zellen. Wichtig ist immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner.