19 März Chronische superfizielle Keratitis (oberflächliche Hornhautentzündung) bei Pferden und Hunden
Die chronische oberflächliche Keratitis ist eine häufige Erkrankung von Hunden und Pferden, bei der Granulationsgewebe mit einer Mischung aus Blutgefäßen, Fibroblasten, Lymphozyten, Plasmazellen und Melanozyten in die oberflächlichen Hornhautschichten eindringt.
Im Granulationsgewebe dieser Entzündung können Ablagerungen von Immunglobulin vorhanden sein. Das Hornhautgewebe ist mit CD4+ T-Zellen, von denen viele Interferon γ produzieren, und einer viel kleineren Anzahl von CD8+ Zellen infiltriert. Weiterhin gibt es Makrophagen, Plasmazellen und Neutrophile. In der zentralen Hornhaut findet sich auch eine abnorme MHC-Klasse-II-Expression. Schließlich blockiert die wachsende Granulationsgewebemasse das Sehvermögen.
Wie andere immunvermittelte Krankheiten haben einige Hunde eine genetische Prädisposition (Veranlagung) für die Entwicklung der chronisch superfiziellen Keratitis.
Das Vorkommen der Erkrankung steht dabei in direktem Zusammenhang mit der Höhenlage und mit dem Kontakt zu ultraviolettem Licht. Sie tritt häufiger bei Hunden auf, die in großen Höhen leben.
Krankheitsbild der oberflächlichen Hornhautentzündung beim Hund
Diese Erkrankung tritt am häufigsten bei Deutschen Schäferhunden auf. Im deutschen Sprachraum ist auch der Begriff Keratitis Überreiter gebräuchlich. Neben Schäferhundrassen wird auch von vielen anderen Rassen berichtet, die erkranken. Dabei erkranken Greyhounds Berichten zufolge in einem jüngeren Alter. Weibliche Tiere sind überrepräsentiert. Diese beidseitig auftretende Erkrankung entwickelt sich in der Regel im Alter von 3 bis 6 Jahren. Sie äußert sich zunächst als Hyperämie der Bindehaut in der Nähe des äußeren Augenwinkels, gefolgt von einer oberflächlichen Gefässbildung und Pigmentierung der peripheren Hornhaut im Schläfenbereich. Bei einem chronischen Geschehen schreitet die Läsion mit ausgedehnter Gefäßbildung, Ödem und Pigmentablagerungen in Richtung der zentralen Hornhaut fort.
Diese Art von Läsion wird als Pannus bezeichnet. Es handelt sich um eine Schicht aus fibrovaskulärem Granulationsgewebe. Bei Hunden kommt es auch zu einer Hyperplasie des Hornhautepithels mit Verdickung der Basalmembran. Mit dem Fortschreiten der Krankheit flacht der Pannus ab und breitet sich aus. Der fortschreitende Rand der Läsion kann eine Linie weißer kristalliner Hornhautablagerungen oder ein zelluläres Infiltrat innerhalb des klaren Hornhautstromas enthalten. Bei einigen Hunden ist dies selbstlimitierend. Bei anderen kann sich der Pannus ausbreiten und die gesamte Hornhaut bedecken. Die Krankheit ist nicht ulzerierend, so dass die Läsionen nicht schmerzhaft sind. Die Erkrankung geht häufig mit einer Depigmentierung und Verdickung des vorderen Randes des dritten Augenlids einher, die oft als atypischer Pannus bezeichnet wird.
Diagnose und Behandlung der oberflächlichen Hornhautentzündung beim Hund
Die Diagnose der Erkrankung basiert auf klinischen Beobachtungen und der Veranlagung der Rasse. Die Hornhautzytologie zeigt eine erhöhte Anzahl von Lymphozyten, Plasmazellen und Mastzellen. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Hornhaut nicht ulzeriert oder trocken ist.
Die superfizielle Keratitis ist beherrschbar, aber nicht heilbar. Je größer die Läsion ist, desto langsamer ist die Heilung und desto schlechter ist die Prognose. Die Erkrankung tritt häufig wieder auf und erfordert eine lebenslange Therapie. Sie spricht auf topische Steroide (Prednisolon oder Dexamethason) und/oder eine topische immunmodulatorische Therapie (z.B.Cyclosporin).
Der Einsatz von immunologischen Behandlungen (dendritische Zellen) kann erwogen werden.
Quelle: Tizard IR (2023): Chronic superficial Keratitis in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 96/97