Das hämophagozytische Syndrom ist eine proliferative Störung bei Hunden, Katzen und Menschen, die durch die Produktion aktivierter Makrophagen entsteht. Infolge ihrer aggressiven phagozytischen Aktivität nehmen diese aktivierten Makrophagen viele andere Zelltypen auf, was zur Entwicklung multipler Zytopenien – Verringerungen der Blutzellzahlen aus dem Normbereich – führt.
Hämophagozytische Syndrome entwickeln sich häufig in Verbindung mit Tumorbildung oder einigen Infektionskrankheiten. Andere scheinen primär immunvermittelt zu sein. Auch beim Menschen sind familiär gehäuft auftretende Formen des Syndroms festgestellt worden.
Bei einer Untersuchung von Knochenmarksproben von Hunden an der University of Minnesota, fanden sich in 24 von 617 (3,9 %) Blutproben Hinweise auf ein hämophagozytisches Syndrom. Tibet Terrier waren dabei im Krankengut überrepräsentiert. Von diesen Hunden wiesen neun immunvermittelte Krankheiten auf. Darunter waren fünf Fälle von gleichzeitig auftretendem immun-mediierter hämolytischer Anäme, drei Fälle von systemischem Lupus und ein Tier mit immun-mediierter Thrombozytopenie. Die betroffenen Hunde litten unter Gewichtsverlust, Gelbsucht, Anämie, Milz- und Leberschwellung. Weiter fanden sich bei den Untersuchungen abnorme Herzgeräusche, Kollapserscheinungen sowie Durchfallerkrankungen. Alle neun Hunde litten an Anämie und Thrombozytopenie, und drei waren neutropenisch. Ihr Knochenmark war hyperzellulär, und der Anteil hämophagozytärer Makrophagen an allen kernhaltigen Zellen lag zwischen 7 % und 22 %. Außerdem wiesen sie eine hohe Anzahl von Plasmazellen im Knochenmark auf. Lieder überlebte keiner der Hunde länger als 10 Tage nach der Diagnose. Bei der Autopsie wurden keine weiteren Ursachen für die schwere Erkrankung gefunden.
Quelle: Quelle: Tizard IR (2023): Immune-Mediated Hemophagocystic Syndrome in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 145/146