Systemischer Lupus Erythematosus bei Hunden (SLE)

Der Systemische Lupus Erythematosus (SLE) ist eine seltene auftretende Krankheit bei Hunden. Betroffen sind Tiere im Alter zwischen 2 und 12 Jahren. Ob es eine geschlechtsspezifische Prädisposition gibt, ist bei Hunden nicht sicher bewiesen. Die Krankheit tritt bei Rauhhaar Collies, Deutschen Schäferhunden, Nova Scotia Duck Tolling Retrievern und Shetland Sheepdogs auf, aber auch Beagle, Irish Setter, Old English Sheepdogs, Pudel und Afghanen sind anfällig.

 Lupus (oder eine positive Lupus-Serologie) kann auch bei gesunden Hunden gefunden werden, die verwandt mit erkrankten Tieren sind. Dies zeigt die Bedeutung genetischer Faktoren bei der Krankheitsentstehung. In einer Studie an Nova Scotia Duck Tolling Retrievern wurden fünf Genorte identifiziert, die mit dem SLE-Krankheitskomplex bei dieser Rasse in Verbindung stehen. Die Produkte von vier dieser Loci sind an der Aktivierung von T-Zellen über den NF-κB-Signalweg beteiligt. Ebenso haben Hunde, die das MHC-Klasse-I-Antigen DLA-A7 besitzen, ein erhöhtes Risiko, während Hunde mit DLA-A1 und -B5 ein geringeres Risiko haben, die Krankheit zu entwickeln.

Es wurden mehrere Versuche unternommen, durch selektive Verpaarung betroffener Tiere Zuchtkolonien von Lupushunden aufzubauen. Dies war relativ erfolgreich, da die Tiere immer weiter ingezüchtet waren. Auf der anderen Seite sank die Prävalenz von Lupus in Zuchtgruppen, in denen gezielt ein umfangreiches Outbreeding-Programm betrieben wurde.

Klinische Erkrankung beim Systemischen Lupus Erythematosus des Hundes

Systemischer Lupus Erythematosus verläuft schleichend und mehr oder weniger schnell fortschreitend. Dies bedeutet, dass der Schweregrad der Läsionen und die Zahl der betroffenen Organsysteme allmählich zunehmen, wenn die Krankheit unbehandelt bleibt. Die charakteristischste Erscheinung bei Hunden ist Fieber, begleitet von einer symmetrischen, nicht-erosiven Polyarthritis. Bis zu 90 % der Hunde mit Lupus entwickeln eine Gelenkerkrankung. Diese Tiere haben offensichtlich schmerzhafte Muskeln und zeigen eine wechselnde Lahmheit. Französische Forscher berichteten,  dass andere häufige Symptome des SLE sind:

  • eine Glomerulonephritis mit Nierenversagen und Eiweissausscheidung im Urin (65 %),
  • Hauterkrankungen, insbesondere Hautgeschwüre und Bläschen (60 %),
  • Lymphadenopathie oder Splenomegalie (50 %),
  • Leukopenie (20 %),
  •  immunvermittelte hämolytische Anämie (13 %) und
  • Thrombozytopenie (4 %) sind.
  • Hunde können auch Myositis (8 %) oder
  • Perikarditis (8 %) und
  • neurologische Anomalien wie Krampfanfälle (1,6 %) entwickeln.

Zusätzlich zu einer schweren Lymphopenie weisen die betroffenen Hunde ein erhöhtes CD4/CD8-T-Zell-Verhältnis auf, das auf einen großen Verlust an CD8+-Zellen und einen wesentlich geringeren Verlust an CD4+-Zellen zurückzuführen ist. Das CD4/CD8-Verhältnis kann auf bis zu 6 ansteigen, verglichen mit einem normalen Wert von etwa 1,7. Diese Lymphopenie resultiert aus einer Schädigung des Knochenmarks.

SLE-Hautläsionen sind sehr unterschiedlich, beschränken sich aber in der Regel auf Bereiche, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Am häufigsten treten an den Übergängen Haut-Schleimhaut oder an Schleimhäuten Ulzera und Erosionen auf. Zu den Hautläsionen gehören auch Schuppenbildung, Erythem, Alopezie, Krustenbildung und Narbenbildung. Sie betreffen vor allem das Gesicht, die Ohrmuscheln und die distalen Gliedmaßen. Hautbiopsien zeigen eine lichenoide Interface-Dermatitis mit einem offensichtlichen Verlust an basalen oder suprabasalen Zellen. Es kann auch eine subepidermale Vakuolisierung und eine Verdickung der Basalmembran vorliegen.

Eine andere lupusbedingte Krankheit wurde bei Gordon Settern beschrieben. Diese Hunde entwickeln eine symmetrische Onychodystrophie mit Fehlbildungen und Verlust der Krallen. Infolgedessen zeigen die betroffenen Tiere Lahmheit, schweres Unwohlsein und akute Fußschmerzen. Einige entwickeln auch Antinukleäre Antikörpern (ANA). Eine verwandte Krankheit bei Gordon Settern kann die follikuläre Dysplasie der schwarzen Haare sein. Bei dieser Krankheit beginnen die Hunde, ihr schwarzes Haar abzustoßen, ohne dass es normal nachwächst. Die verbleibenden schwarzen Haare sind entweder kurz und steif oder dünn und lassen sich leicht entfernen. Viele von der Veränderung betroffene Setter haben positive ANA-Titer. Diese beiden Krankheiten, die bei derselben Rasse und oft auch bei ein und demselben Individuum auftreten, sind mit großer Wahrscheinlichkeit eng miteinander verwandt.

Diagnose des Systemischen Lupus Erythematosus des Hundes

Bei dieser großen Vielfalt an klinischen Erscheinungsbildern ist es nicht verwunderlich, dass Lupus bei Hunden schwer zu diagnostizieren ist. Eine einfache diagnostische Regel für Lupus lautet daher wie folgt: Verdacht auf Lupus bei einem Tier mit mehreren entzündlichen Erkrankungen wie den zuvor beschriebenen und einem positiven ANA-Test. Ein positiver ANA-Test ist ein obligatorisches Diagnosekriterium, trotz gewisser diagnostischer Einschränkungen.

ANA werden normalerweise durch Immunfluoreszenztests nachgewiesen. Bei der Untersuchung fluoreszieren die Zellkerne, wenn sie positiv sind. Beim Menschen wurden mehrere verschiedene Kernfärbemuster beschrieben und deren klinische Korrelationen ermittelt. Bei Tieren sind die Färbemuster weniger gründlich untersucht worden, und ihre Bedeutung ist weniger klar. Eine homogene Anfärbung des gesamten Zellkerns oder eine Anfärbung des Kernrands gilt als diagnostisch am bedeutsamsten und bestätigt im Allgemeinen einen Lupus. Nukleolare Fluoreszenz oder ein gesprenkeltes Fluoreszenzmuster deuten darauf hin, dass die Autoantikörper gegen Ribonukleoproteine gerichtet sind, wie dies beim Sjögren-Syndrom oder bei Dermatomyositis der Fall ist.

Bei folgenden Gruppen können Antinukleäre Antikörper ebenfalls gefunden werden:

–  bei einigen scheinbar gesunden Hunden,

–  bei Hunden, die mit bestimmten Arzneimitteln (Griseofulvin, Penicillin, Sulfonamiden, Tetrazyklinen, Phenytoin, Procainamid) behandelt werden,

–  und bei einigen Hunden mit einer Lebererkrankung oder einem Lymphosarkom

Darüber hinaus haben Hunde, die mit Bartonella vinsonii, Ehrlichia canis und Leishmania infantum infiziert sind, ebenfalls ANA. Bei Hunden, die mit mehreren durch Vektoren übertragenen Organismen infiziert sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ANA-positiv sind, besonders hoch, so dass eine unspezifische ANA-Positivität auf andere Ursachen zurückzuführen sein kann: Grund können verschiedene Tumorbildungen, Entzündungserkrankungen oder andere autoimmune Erkrankungen sein. Deshalb muss das Ergebnis eines ANA-Titers immer genau hinterfragt werden.

Behandlung des Systemischen Lupus Erythematosus beim Hund

Systemischer Lupus Erythematosus spricht in der Regel gut auf immunsuppressive Kortikosteroide (Prednisolon oder Prednison) an, die erforderlichenfalls durch Cyclophosphamid, Azathioprin oder Chlorambucil ergänzt werden. In schweren oder wiederholt auftretenden Fällen können jedoch auch intensivere Maßnahmen wie die Plasmapherese erforderlich sein. Im Allgemeinen kann der SLE behandelt, aber selten geheilt werden. Spezifische Probleme wie Leber- oder Nierenversagen müssen unter Umständen ebenfalls gezielt behandelt werden.

Eine immunologische Behandlung ist anzuraten.

Quelle: Tizard IR (2023):  Canine Systemic Lupusin: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 194-197

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