Viele Tierbesitzer stellen sich die bange Frage: Kann sich mein kleines Haustier (Hund, Katze, auch kleine Heimtiere) oder auch mein landwirtschaftliches Nutztier (Rind, Schwein, Geflügel) an dem neuartigen Coronavirus Sars-Cov2 anstecken? Und wie gehen dabei die Infektionswege? Wissenschaftler von Universitäten in Harbin, China, sind in einer wissenschaftlichen Arbeit dieser Frage nachgegangen. Sie haben verschiedene Tierarten nach experimentellen Infektionen mit Covid untersucht.
Prof. Hans Nauwynck, Virologe an der Tierärztlichen Fakultät der Universität in Gent, Belgien, fasst die Ergebnisse der chinesischen Forscher folgender maßen zusammen:
Frettchen und Katzen sind anfällig für das Coronavirus!
- Schweine, Hühner und Enten sind resistent gegen das das Coronavirus – es gibt kein Problem mit unseren Futtermethoden
- Hunde sind schwach anfällig für das Virus; es entsteht keine Krankheit (nur 2 von 4 Hunden wurden bei der Impfung infiziert); es wird kein wirkliches Problem bei Hunden geben.
- Frettchen und Katzen sind anfällig. Erwachsene Katzen zeigen Replikation (Vervielfältigung) des Virus in den oberen Atemwegen für eine Woche. Die individuelle Immunantwort steuert die Höhe der Replikation des Virus. Es wurden keine Krankheitserscheinungen in dieser Altersgruppe beobachtet. Jüngere Katzen zeigen zusätzlich auch eine Replikation in der Lunge, allerdings kommt es bei ihnen zu Krankheitserscheinungen. Diese wurden in dem Bericht aber nicht näher beschrieben.
- Bei jeder dritten Katze, die noch nicht infiziert war, kam es zur Übertragung von infizierten Katzen auf die nichtinfizierten Tiere. Fazit: Wie bei SARS-CoV-1 kann das neue Coronavirus SARS-CoV-2 Katzen infizieren. Es ist jetzt wichtig, die Relevanz dieser Beobachtung durch Felduntersuchungen (durch Serologie) herauszufinden.
- Als Tierarzt oder Tierbesitzer: Sie sollten wissen, dass Menschen immer noch die wichtigste Infektionsquelle – nicht nur für ihre Mitbürger, sondern auch für die Haustiere – sind. Schützen Sie sich vor dem Besitzer und seiner Katze (z.B. durch Handschuhe, Schutzkittel, Maske, Brille tragen). Wechseln Sie außerdem die Handschuhe zwischen unterschiedlichen Katzenpatienten und reinigen/desinfizieren Sie Ihren Behandlungstisch zwischen den Patienten. Bitten Sie die Besitzer, ihre Katze in ihrer eigenen Katzenkiste zur Behandlung zu bringen.
Dies sind Beobachtungen nach einer gezielten Infektion durch die Forscher in China.
Was gibt es an gegenteiligen weiteren Beobachtungen
Inzwischen gibt es eine Veröffentlichung der Firma IDEXX, einer großen Kette von Veterinärspeziallaboren:
„Die Idexx-Laboratorien bestätigten, dass Hunde, Katzen und Pferde nicht mit dem Covid-Virus infiziert sind. Mehr als 4.000 Hunde-, Katzen- und Pferdeproben wurden mit dem neuen IDEXX SARS-CoV-2 (COVID-19) RealPCR-Test untersucht. Die Patientenproben wurden über einen vierwöchigen Zeitraum ab dem 14. Februar 2020 aus den gesamten Vereinigten Staaten und Südkorea eingereicht, darunter auch Proben aus Regionen wie dem Gebiet um Seattle, in denen derzeit menschliche COVID-19-Fälle auftreten. Die Proben wurden auch parallel zu drei Tests der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) getestet. Bis heute wurden in keinem der Proben positive Ergebnisse festgestellt. Unsere Überwachung von Proben von Hunden und Katzen, die für diagnostische respiratorische RealPCR-Panels eingereicht wurden, ist im Gange und wurde nun auf Kanada, alle US-Bundesstaaten und Länder innerhalb der EU ausgeweitet, einschließlich der Gebiete mit hohen COVID-19-Raten in der menschlichen Bevölkerung. Alle auf COVID-19 getesteten Proben waren negativ.“
Quelle:
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.