Soll ihr Tier ein Antibiotikum bekommen? Dann sollte vorher mit einem Antibiogramm festgestellt werden, welches Antibiotikum gegen den vorliegenden Keim wirklich wirksam und gegen welches Antibiotikum der Keim resistent ist. Ein Antibiogramm ist ein Empfindlichkeitstest gegenüber Antibiotika. Dieser enthält Information darüber, gegen welche Antibiotika der getestete bakterielle Erreger resistent ist und für welche Antibiotika er sensibel ist. Um ein Antibiogramm zu erstellen wird der antibiotische Grundstoff getestet und nicht das fertige Medikament, da die Grundstoffe in mehreren verschiedenen Antibiotika (unterschiedlichen Medikamenten) enthalten sind. Um ein Antibiogramm zu erstellen wird ein Bakterien-Isolat, welches vorher als Probe oder Abstrich des Patienten eingesandt wird, im Labor untersucht. Bei der Entscheidung des Haustierarztes über die Anwendung des Laborergebnisses müssen dann auch die aktuellen Leitlinien für die Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin einbezogen werden.
Wie wird ein Antibiogramm durchgeführt?
In einer Bakterienkultur werden die Bakterien zunächst durch Anzucht vermehrt. Anschließend wird die Wirksamkeit verschiedener antibiotischer Grundstoffe gegen die Bakterien getestet.
Dafür gibt es unterschiedliche Methoden:
- Agrardiffusionstest: Hierbei werden antibiotikagetränkte Plättchen auf ein Kulturmedium gelegt, welches mit dem isolierten Bakterienstamm beimpft wurde. Eine Messung der Hemmhöfe (eine kreisförmige Zone, in der kein Erregerwachstum sichtbar ist, da das Bakterienwachstum aufgrund der Empfindlichkeit der Bakterien gegen das Antibiotikum gehemmt wird) erfolgt nach etwa 18 – 24 Stunden. Aufgrund der Größe der entstandenen Hemmhöfe kann auf eine eventuelle Antibiotikaresistenz oder Empfindlichkeit des Bakteriums geschlossen werden.
- Reihenverdünnungstest: Der Test ermöglicht erst durch eine Reihe von Verdünnungen die Wirksamkeit des Antibiotikums gegenüber dem isolierten Bakterienstamm zu testen. Dabei wird die minimale Hemmkonzentration (MHK) – also die kleinste Wirkstoffkonzentration des Antibiotikums, welche die Erregervermehrung in der Kultur noch verhindert – ermittelt.
- E-Test: Mithilfe eines Plastikstreifens, welcher auf einer Seite mit exponentiell steigender Konzentration des Antibiotikums versehen ist, wird die MHK ermittelt. Der Streifen liegt auf einer Bakterienkultur, sodass das Antibiotikum während der Inkubationszeit eine bestimmte Zone des Bakterienwachstums hemmt. Anhand dieser Hemmzone und der Skalierung am Plastikstreifen lässt sich die MHK ablesen.
- Agardilutionstest: Die Resistenzermittlung erfolgt hier über mehrere Nährmedien. Die jeweiligen Antibiotika werden unterschiedlich verdünnt auf die Nährmedien gegeben zusammen mit den isolierten Bakterienstämmen. Dabei bilden sich wieder Hemmzonen, sodass man die MHK bestimmen kann.
Wie wird das Ergebnis interpretiert?
Durch die Ermittlung der minimalen Hemmkonzentration der Antibiotika, die zur Behandlung der jeweils bestehende bakteriellen Erkrankung erforderlich sind, kann bestimmt werden wie hoch die Empfindlichkeit der Bakterien gegenüber der Antibiotika ist. Dadurch kann die richtige Medikation ermittelt werden.
Darüber hinaus kann noch festgestellt werden, ob der bakterielle Krankheitserreger eine Resistenz gegen ein bestimmtes Antibiotikum gebildet hat. In diesem Fall, darf das Antibiotikum nicht zur Behandlung verwendet werden.
Ein Antibiogramm kann nur aussagen, welche Antibiotika nicht wirken können. Es gibt nicht gleichzeitig Auskunft darüber, ob ein Antibiotikum das wirkungsvollste ist.
Um das richtige Antibiotikum zu bestimmen, müssen verschiedene Aspekte in Betracht gezogen werden. Es muss unter anderem herausgefunden werden wie schnell sich das Medikament im Körper oder dem Gewebe des Patienten verteilt. Auch die Dosis und die Anwendungsdauer sollte berücksichtigt werden.
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.