Die Wirkung einer Chemotherapie mit Vincristin beim fastenden Hund

Forscher des Department of Clinical Sciences des Carlson College of Veterinary Medicine, Oregon State University, Corvallis, Oregon, USA untersuchten Hunde, die vor einer Chemotherapie mit Vincristin gefastet haben. Dazu wurden 18 Hunde in diese kleine Studie aufgenommen. Die Tiere erhielten letztmalig um 12 Uhr mittags am Vortag der Vincristingabe eine Fütterung. Sie waren ungefähr 28 Stunden vor und 6 Stunden nach Chemotherapiegabe ohne Nahrungsaufnahme. Wasser konnten sie frei aufnehmen.

Da andere Studien an Menschen und Nagermodellen eine Verringerung sowohl der gastrointestinalen als auch der hämatologischen Nebenwirkungen unter der Chemotherapie mit Vincristin gezeigt haben, wenn vorher gefastet wurde, war dies ein Anreiz für die Untersuchung. Zusätzlich zeigten die Studien an anderen Lebewesen eine potenziell bessere Wirksamkeit.

Ziel der hier vorgestellten Studie war es daher, die Wirkung des kurzfristigen Fastens vor der Verabreichung einer Vincristin-Chemotherapie auf die eintretenden Nebenwirkungen bei den Hunden zu beurteilen. Inzidenz und Schweregrad gastrointestinaler, hämatologischer und konstitutioneller unerwünschter Ereignisse wurden untersucht. Zusätzlich wurden die Serumkonzentrationen von Nüchtern-Glukose, Insulin und IGF-1 im Nüchternserum auf eine mögliche Korrelation hin untersucht.

Ergebnisse der Studie

18 Hunde mit einem multizentrischen B-Zell-Lymphom wurden in die Untersuchung einbezogen. Von diesen konnten 15 in die Auswertung aufgenommen werden, die die Behandlung vollständig durchliefen.

Die Hunde wurden vor der Behandlung und 7-10 Tage nach jedem Vincristin-Einsatz durch eine klinische Untersuchung, die Beurteilung der Lebensqualität durch den Besitzer und ein vollständiges Blutbild eingestuft. Eine vorbeugende antiemetische Therapie war nicht erlaubt. Bei starker Übelkeit und/oder Erbrechen (Grad II oder höher) konnte mit Maropitant oder Ondansetron behandelt werden. Die Vincristin-Dosis betrug 0,6 mg/m2 und die Vincristin-Behandlungen erfolgten im Abstand von mindestens 1 Woche. Die Patientenbesitzer sollten nach jeder Behandlung ein Tagebuch über unerwünschte Ereignisse ausfüllen. Vor jeder Behandlung wurde eine Blutprobe auf Glukose, IGF-1 und Insulin entnommen. Hunde unter 5 kg Körpergewicht wurden nicht in die Studie aufgenommen.

Bei den in die Untersuchung einbezogenen Hunden wurde eine signifikante Verringerung der Übelkeit festgestellt: 7% der Hunde verspürten Übelkeit nach dem Fasten im Vergleich zu 53% der Hunde, die Übelkeit verspürten, wenn sie nicht fasteten (p=0,016). Auch die Anorexie war nur bei 7% der Hunde, die vor Vincristingabe fasteten, vorhanden. Dies im Vergleich zu 60% der Patienten, die nicht fasteten (p=0,008). Lethargie trat bei 40% der Hunde mit Nüchternheit und 73% der Hunde ohne Nüchternheit auf (p=0,016).

Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen in den Kategorien Erbrechen und Durchfall. Es gab auch keinen Unterschied bei den Veränderungen im weißen Blutbild in punkto Neutropenie, Thrombozytopenie, Serumglukose oder Serum-IGF-1. Nüchternhunde zeigten im Vergleich zu gefütterten Hunden einen Rückgang des Seruminsulins.

Anmerkung:

Insgesamt muss nach dieser Studie überlegt werden, wie man als Besitzer damit zurecht kommt, seinen Hund wegen der Vorteile in punkto Übelkeit nach einer Chemotherapie längere Zeit fasten zu lassen. Die hier vorgestellte Studie ist ein Hinweis darauf, dass die Tiere die Behandlung so besser vertragen.

Quelle:

Susan E. Margaret Elizabeth Duckett, Kaitlin M. Curran, Haley J Leeper, Carl E. Ruby, Shay Fasting reduces the incidence of vincristine-associated adverse events in dogs.. Vet Comp Oncol. 2020; doi: 10.1111/vco.12638

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