Die Erkrankung an Vitiligo bei Tieren

Vitiligo ist eine chronische Erkrankung, die sich in einer fleckigen Aufhellung von Haut und Haaren durch den Verlust von Melanozyten äußert . Die Herkunft des Begriffs Vitiligo ist unklar, leitet sich aber wahrscheinlich vom lateinischen vitium, „ein Makel“, ab. Vitiligo tritt nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Hunden, Katzen und Pferden auf.

Melanozyten sind Pigmentzellen, die in der Haut, der Mundschleimhaut, dem Auge und manchmal auch in den Hirnhäuten vorkommen. Unter bestimmten Umständen sind sie einem Autoimmunangriff durch zytotoxische T-Zellen ausgesetzt. Als Folge dieser Zerstörung wird das betroffene Gewebe blass und unpigmentiert. Eine dieser durch eine Autoimmunstörung verursachten melanomzytenabhängigen Erkrankungen ist das Vitiligo:

Es scheint sich um eine Autoimmunerkrankung zu handeln, die durch die Produktion von Antikörpern gegen Melanin und verwandte Pigmente entsteht. Autoantikörper gegen Melanin sind bei Menschen und Hunden mit Vitiligo häufig anzutreffen; es wurden jedoch auch natürliche Killerzellen und zytotoxische CD8+-Zellen mit dem Krankheitsverlauf verknüpft.

Für Vitiligo prädisponierte Rassen bei Hund, Katze und Pferd

Obwohl sie bei Hunden selten vorkommt, scheinen Rottweiler, Dobermann und Collies für Vitiligo prädisponiert zu sein. Bei Katzen wird Vitiligo selten beobachtet, wobei Siamkatzen prädisponiert zu sein scheinen. Bei Pferden ist Vitiligo bei mehreren Rassen aufgetreten, darunter beim Niederländischen Gelderländer, Spanischen Vollblüter und Schweren Belgier. Bei Arabern kommt sie so häufig vor, dass sie als Fading-Syndrom oder Pinky-Syndrom des Arabers bezeichnet wird.

Typische Veränderungen bei Vitiligo

Vitiligo entwickelt sich bei  jungen erwachsenen Hunden. Eine grössere Anzahl an Läsionen treten zunächst im Gesicht auf, insbesondere am Zahnfleisch und an den Lippen. Sie können sich dann ausbreiten und den Nasenspiegel, die Mundhöhle, die Ohrmuscheln und die Schnauze betreffen.  Eine Depigmentierung kann auch an den Fußballen, dem Hodensack, dem Rumpf und den Gliedmaßen auftreten. Es wurde auch über eine über den gesamten Körper ziehende  Depigmentierung berichtet. Bei Katzen sind in der Regel der Nasenspiegel, der Bereich um die Augen und die Fußballen betroffen. Auch bei Pferden tritt die Depigmentierung zuerst am Maul, den Lippen und den Augenhöhlen auf.

Klinische Veränderungen und Behandlung des Vitiligo bei Tieren

Die Vitiligo auslösenden Autoantikörper richten sich in erster Linie gegen das melanozytenspezifische Enzym Tyrosinase sowie gegen zwei Tyrosinase-verwandte Proteine 1 und 2 und sowie weitere Proteine. Antikörper gegen ein melanozytenspezifisches 85-kDa-Protein sind auch bei Hunden, Katzen und Pferden beschrieben worden. Zytotoxische T-Zellen richten sich gegen ein 22-kDa-Antigen an der Zelloberfläche der Melanozyten, das Melan A genannt wird, was darauf hindeutet, dass auch dieses ein wichtiges Ziel im zytotoxischen Prozess sein könnte.

Die Histopathologie zeigt einen Verlust von Melanozyten in den oberen Hautschichten und gegebenenfalls den Haarfollikeln. Dabei bleibt der Hautaufbau intakt. Es kann eine sogenannte Pigmentinkontinenz vorliegen, bei der Melaninkörnchen in die Zwischenzellräume entweichen. In klinisch aktiven Fällen kann es auch zu einer lokalen Einwanderung von mononukleären Zellen kommen.

Die Vitiligo ist eine kosmetische, das optische Erscheinungsbild beeinflussende Erkrankung. Eine schwerwiegende Immunsuppression wie eine Glukokortikoidtherapie ist nur selten gerechtfertigt. Zu den milderen Behandlungen, die mit einigem Erfolg angewandt wurden, gehören die Verwendung von Schuppenflechtenpräparaten und die vorsichtige Bestrahlung mit ultraviolettem Licht. Auch spezielle Umstellung der Fütterung sollte – zumindest bei Pferden – angedacht werden.

Eine immunologische Behandlung sollte für die Behandlung von Vitiligo in Betracht gezogen werden.

Quelle: Tizard IR (2023): Vitiligo in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals,Elsevier, St. Louis, MI, 127/128

✉️ Kontakt