Die Talgdrüsenadenitis – Sebadenitis des Hundes

Die Sebadenitis – die Entzündung der Haartalgdrüsen – bei Hunden ist das Ergebnis eines Autoimmunangriffs auf die Talgdrüsen und nachfolgend ihrer vollständigen Zerstörung. Diese Drüsen sind mit den Haarfollikeln verbunden und produzieren Talg, das ölige Sekret, das sich über die Haut verteilt und so die Feuchtigkeit und den richtigen Wasserhaushalt bewahrt.

Es gibt eine genetische Veranlagung für diese Krankheit, die bei Akitas und Standardpudeln autosomal rezessiv vererbt wird. Bei Standardpudeln wurde ein Haplotyp der Klasse 1 des Hundeleukozytenantigens mit einem leicht erhöhten Risiko für die Entwicklung dieser Erkrankung in Verbindung gebracht. Diese genetische Variante ist in der gesamten Hundepopulation unregelmäßig verbreitet. Die Talgdrüsenadenitis tritt am häufigsten bei Standardpudeln, Springer Spaniels, Akitas, Samojeden, Chow Chows und Magyar Vizslas auf. Sie kann sporadisch auch bei vielen anderen Rassen sowie bei Katzen und Kaninchen gefunden werden. Bei Springer Spaniels scheint die Krankheit am schwersten aufzutreten. Sie hat entweder nur ein lokales oder generalisiertes Krankheitsbild. Wenn Hunde den schützenden Talg der Haut verlieren, wird die Haut zunehmend trockener und schuppt. Da die antibakteriellen Eigenschaften des Talgs fehlen, kann sich eine sekundäre Staphylokokken-Follikulitis (Haarfollikelentzündung) entwickeln.

Klinisches Krankheitsbild und  Diagnose der Talgdrüsenadenitits

Die Sebadenitis betrifft in der Regel junge bis mittelalte Hunde (Durchschnittsalter bei der Diagnose 4,8 Jahre). Es gibt keine geschlechtsspezifische Prädisposition. Die Tiere zeigen Haarlosigkeit (Alopezie), Hyperkeratose und Seborrhoe.  Das klinische Erscheinungsbild hängt von der Länge des Haarkleides ab. So entwickeln sich bei kurzhaarigen Rassen symmetrische multifokale erythematöse Papeln oder Plaques. Sie entwickeln sich zu Läsionen, die ringförmig und unregelmäßig sind. Diese Läsionen können zu Alopezie und Schuppenbildung zusammenwachsen. Die Alopezie ist häufig mit gebrochenen Haarschäften verbunden.

Bei langhaarigen Rassen kommt es zu einer Hyperkeratose. Dazu treten lokale Schuppung, Trockenheit und brüchigen Haaren mit dunkelbrauner Färbung auf. Es treten silbrig-weiße oder gelblich-braune Hautschuppen und an den Haarschäften haftende Schuppen auf. Schließlich entwickelt sich eine fleckige Alopezie. Die Läsionen beginnen häufig an Kopf, Hals und Ohrmuscheln und breiten sich dann schrittweise auf den Rumpf und die Extremitäten aus. Juckreiz tritt anfänglich nicht auf, kann sich aber als Reaktion auf bakterielle Infektionen entwickeln.

Die Diagnose der Talgdrüsenadenitis basiert auf der Vorbericht. Einerseits betrachtet man etwa den Erkrankungsablauf und die Hunderasse, aber auch das  klinische Bild. Die endgültige Diagnose erfolgt durch Biopsie und Histopathologie. Diese zeigt eine fokale Entzündungsreaktion, die sich auf die Stellen konzentriert, an denen sich normalerweise Talgdrüsen in der perifollikulären Region befinden. Überreste der Talgdrüsen sind mit Lymphozyten, Plasmazellen, Makrophagen und Neutrophilen infiltriert. Bei vielen dieser infiltrierenden Lymphozyten handelt es sich nachweislich um T-Zellen. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu einer Atrophie des Haarfollikel s kommen. In Folge dessen sind dann keine Talgdrüsen mit ihrer wichtigen Funktion mehr  vorhanden.

Behandlung der Talgdrüsenadenitis des Hundes

Sobald die Talgdrüsen zerstört sind, ist die Behandlung in der Regel nicht mehr zufriedenstellend möglich. Wegen ihres autoimmunen Charakters  spricht die Sebadenitis nur schwer auf eine Steroidtherapie an. Nahrungsergänzungsmittel, synthetische Retinoide, Shampoos, Feuchthaltemittel und orale Fettsäuren wurden bereits zur Behandlung eingesetzt. Bei aktiver Entzündung ist eine Therapie mit Prednisolon plus Cyclosporin angebracht. Sobald die Entzündung abgeklungen ist, kann die Krankheit durch eine Kombination aus niedrig dosiertem Cyclosporin und eines oberflächlichen Therapie kontrolliert werden.

Eine immunologische Therapie sollte überprüft werden.

Quellen:

Tizard IR (2023):  Sebaceous Adenitis in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 130/131

Linek M: Sebadenitis, Vortrag, Back to the roots – Erkrankungen der Haarfollikel (2013), 14. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Veterinärdermatologie, 31. Mai – 2. Juni 2013 in Augsburg

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