14 Mai Fallbeispiel – Milztumor beim Hund
Wir möchten Ihnen hier die Erfahrung eines Hundes mit der dendritischen Zelltherapie vorstellen. Wichtig ist, dass dies die Erfahrung eines einzelnen Patienten ist und keiner klinischen Studie entspricht.
- Patient: Floyd of Shiningbest
- Tierart: Hund
- Rasse: Golden Retriever
- Diagnose: Milztumor (Fibrohistiozytärer Knoten der Milz mit Nekrosen, Blutungen und Ruptur (Grad II)
- Vorbehandlungen: 21.05.2016 Milz in OP entfernt
Diagnose und Vorgeschichte
Am 16.05.2016 zeigte Floyd plötzlich Inappetenz, Bauchschmerzen, Fieber und im Blut fiel eine mittel- bis hochgradige Leukozytose auf. Daraufhin wurde die Behandlung mit Amoxiclav und Metamizol begonnen. Unter Metamizol ging das Fieber zurück und das Allgemeinbefinden wurde besser.
In der Nacht vom 20.05.2016 auf den 21.05.2016 kam das Fieber zurück und Floyd wurde apathisch. Er bekam einmalig Durchfall und Erbrechen, das Abdomen war angespannt und die innere Körpertemperatur lag bei 39,7°C. Im Blutbild zeigte sich weiterhin eine deutliche Neutrophilie (eine starke Erhöhung der weißen Blutkörperchen), eine Thrombozytose und eine Hypoalbuminämie. Nach Infusionstherapie und Metamizol ging die Temperatur wieder runter.
Diese Symptome sind typisch für einen Tumor in der Milz.
Krankheitsverlauf
Am 21.05.2016 wurde im Ultraschall ein Milztumor festgestellt und daraufhin eine Milzextirpation (Entfernung der Milz) unter Allgemeinanästhesie durchgeführt. Der Milztumor war ca. faustgroß und hatte schon seit einem oder mehreren Tagen geblutet. In der Bauchhöhle befanden sich viele große Blutkoagula und der Tumor war mit Anteilen des Netzes verklebt. In der OP ergab sich kein Hinweis auf Metastasen, die übrigen Organe sahen alle unauffällig aus. Der Tumor wurde zur pathologischen Untersuchung in ein externes Labor geschickt. Das Ergebnis der Untersuchung im Labor ergab, dass es sich um einen Milztumor (Fibrohistiozytärer Knoten) Grad II, also mit Einblutung in den Bauchraum, handelt.
Am 24.05.2016 ging es Floyd schon wieder etwas besser, aber es bestand immer noch eine Leistungsschwäche und auch das Fressverhalten war noch reduziert. Er hatte kein Fieber mehr und im Blutbild zeigten sich weiterhin eine Leukozytose, eine geringradige Anämie und eine geringradige Thrombozytopenie.
Applikationszyklus
Von Juni 2016 bis August 2016 bekam Floyd insgesamt 3 Applikationen der dendritischen Zelltherapie im Abstand von jeweils 4 Wochen.
Bei dem Kontrolltermin am 01.06.2016 wurden die Fäden gezogen und Floyds Allgemeinbefinden war wieder sehr gut. Für das Tumor-Staging wurden Röntgenbilder vom Thorax und ein Ultraschall vom Herzen gemacht. Es ergab sich kein Hinweis auf Metastasen. Die dendritischen Zellen wurden am 09.06.2016 erstmals appliziert.
Hier die Daten des ersten Behandlungszyklus:
- 01.06.2016: 1. Blutentnahme für dendritische Zelltherapie
- 09.06.2016: 1. Applikation der Zellen
- 29.06.2016: 2. Blutentnahme für dendritische Zelltherapie
- 06.07.2016: 2. Applikation der Zellen
- 27.07.2016: 3. Blutentnahme für dendritische Zelltherapie, Blutbild war komplett unauffällig
- 03.08.2016: 3. Applikation der Zellen
Nachkontrollen
Im folgenden Verlauf wurden mehrere Nachkontrollen bei Floyd durchgeführt um den Krankheitsverlauf zu beobachten.
- Am 09.11.2016 wurde ein weiteres Staging durchgeführt. Ultraschall Abdomen, Ultraschall Herz und Röntgen Thorax waren unauffällig, kein Hinweis auf Metastasen. Im Blut weiterhin leichte Anämie (Hämatokrit 37%), deshalb Beginn mit VMP Tabletten
- 06.12.2016: Blutbildkontrolle, weiterhin leichte Anämie (Hämatokrit 38%)
- 20.01.2017: Blutbildkontrolle, Anämie hat sich etwas verschlechtert (Hämatokrit 35%)
- 19.04.2017: Blutbildkontrolle: ggr. Monozytose und Neutrophilie, ggr. Thrombozytose, keine Anämie mehr
- 31.05.2017: Blutbildkontrolle: wieder ggr. Anämie
- Am 11.09.2017 abends Inappetenz und Apathie, schläft viel und ist schlapp, im Ultraschall auffällige rundliche anechogene Strukturen in der Magenregion, Verdacht auf vergrößerte Lymphknoten, im Blut Leukozytose mit Lymphopenie, Monozytose und Neutrophilie, keine Anämie
- Ultraschallkontrolle am 18.09.2017: Floyd frisst und trinkt gut, ist munter und spielt wieder, die Lymphknoten im Gekröse sind immer noch vergrößert, im Blutbild zeigt sich keine Neutrophilie mehr aber wieder eine leichte Anämie (Hämatokrit 36)
- 02.10.2017 Ultraschallkontrolle: Floyd ist weiterhin munter, die veränderten Lymphknoten im Abdomen werden größer und im Blut ist wieder eine Neutrophilie zu erkennen, deshalb wieder Antibiose und Immunaktiv Kapseln
Fazit
Bis zum 28.03.2018 zeigte Floyd keinerlei Symptome, er war munter und hat gespielt, sehr gut gefressen und keine Medikamente bekommen. An diesem Morgen wollte er allerdings nichts fressen und war plötzlich wieder sehr schlapp. Keine Ansprache auf das Schmerzmittel, deshalb nochmal Ultraschall Abdomen: Freie Flüssigkeit im Abdomen mit multiplen großen homogenen Massen nahe der Aorta, hochgradig Tumorverdächtig, Blutchemie komplett unauffällig, Blutbild: Leukozytose mit Lymphozytose, Neutrophilie und Monozytose, wieder Anämie (Hämatokrit 35%)
Am 28.03.2018 wurde Floyd aufgrund des schlechten Allgemeinbefindens erlöst. Insgesamt hat Floyd seit Auftreten der ersten Symptome des Tumors in der Milz 681 Tage überlebt. Diese Überlebenszeit liegt deutlich über den mittleren Überlebenszeiten die ohne eine Therapie oder mit einer Chemotherapie zu erwarten wären. In der Literatur werden bei dieser Tumorart (fibrohistiozytäres Sarkom) mittlere Überlebenszeiten von ca. 5 Monaten angegeben. Wichtig ist auch, dass die Lebensqualität von Floyd bis zuletzt sehr hoch war und er durch die Therapie keinerlei Einbußen in seiner Lebensqualität hatte.

Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er hat die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zu immunologischen Tumorbehandlungen mit dendritischen Zellen. Wichtig ist immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner.