Nasenausfluss ist nicht immer nur der Ausdruck einer Schnupfenerkrankung! Oft wird in der Tierarztpraxis ein Nasenausfluss erst einmal mit einer Antibiose versorgt. Aber was kann bei einem solchen – ob wässrigen, eitrigen, blutigen Nasenausfluss – vorliegen? Ein Schnupfen, also ein Erkältungsgeschehen, wird es nur sein, wenn der Hund niest und beide Nasenlöcher betroffen sind. Bei einseitigem Nasenausfluss und ordentlichem Mundgeruch ist dann sicher zunächst wichtig den Zustand des Gebisses zu untersuchen, denn auch schwere Entzündungen der Zähne und Zahnwurzel können zu einseitigem, häufig eitrigen Nasenausfluss führen. Aber was tun, wenn diese relativ einfache Untersuchung ohne Befund geblieben ist?
In einem Artikel der VETImpulse wurde die Untersuchung von Nasenausfluss beim Hund von Dr. Sarah Rösch von der HNO-Abteilung der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig angesprochen. Sie geht bei einem Nasenausfluss davon aus, dass es sich um ein komplexes, multifaktorielles Geschehen handelt, dass einer aufwendigen Untersuchung in Vollnarkose bedarf. Werden nur Abstriche im wachen Zustand genommen, gibt es nur selten ein Ergebnis, dass diagnostisch ist. Es wird meist eine Keimflora gefunden, die von Sekundärinfektionen herrührt oder die Normalflora des Nasen-Rachenraumes widerspiegelt. Diese Untersuchung zeigt also das wahre Geschehen nicht.
Zunächst sollte eine Untersuchung der Nasenhöhle mit einem Rhinoskop erfolgen. Dies sollte immer in einer kurzen Narkose geplant werden, um gute Untersuchungsergebnisse zu erhalten. Dabei finden sich zunächst im Bereich des Nasenspiegels Verengungen, die für Atemgeräusche verantwortlich sein können. Die weitere endoskopische Untersuchung lässt in (nur) 10 % der Fälle die Entdeckung von Fremdkörpern zu. Auch Pilzinfektionen (Aspergillose) können auf diesem Weg gefunden werden. Dies macht aber auch nur etwa 8 % der untersuchten Tiere aus. Eine Tumorerkrankung in den Nasengängen kann in manchen Fällen gefunden werden. Auf keinen Fall sollten die Probenentnahmen von verdächtigem Gewebe blind erfolgen, sondern immer endoskopisch am schlafenden Tier.
Bei Tieren, bei denen größere, über den Bereich der Nasengänge hinausgehende Veränderungen gefunden werden, sollte eine computertomographische Untersuchung erfolgen, die das ganze Ausmaß der Erkrankung darstellt. Daran können sich dann die Behandlungsoptionen anschließen. Hier ist an Chirurgie, Bestrahlung oder auch dendritische Zelltherapie zu denken.
Schon der erste untersuchende Tierarzt kann sich bei der Erstvorstellung betroffener Patienten Gedanken machen über die zugrunde liegende Erkrankung. Nämlich wenn er sich kundig macht über die Rasse, das Alter, Gewicht und weitere Hinweise, die auf die Krankheit hinweisen können: Tiere mit Tumorerkrankung der Nase waren sind älter und haben einen langnasigen Kopftyp. Kurznasige Hunde haben eher Defekte im Nasenaufbau als Ursache von Nasenausfluss. Sehr große, schwere Hunderassen zeigen eher Veränderungen des Nasenspiegels.
Abschließend gilt für den Hundebesitzer nochmals die Bitte einen einseitigen Nasenausfluss als einen Hinweis auf mögliche schwerwiegende Erkrankungen im Nasen-Rachenbereich anzusehen und dementsprechend auch eine umfassende Untersuchung und Diagnosestellung zu beginnen. Es gilt das Krankheitsgeschehen nicht zu verschleppen und schnell Abhilfe zu schaffen.