Als Perianal- oder Zirkumanaldrüsen bezeichnet man verschiedene kleine Drüsenpakete, die bei Hunden in der Haut rund um den After angeordnet sind und aufgrund ihrer Struktur auch als sogenannte hepatoide Drüsen bezeichnet werden. Versprengte Drüsenpakete finden sich auch im Bereich der Vorhaut, der Rute, der Hinterbeine und des Rumpfes.
Es scheint ein geschlechtsgebundenes Verhalten der Perianaltumoren zu geben. Das Wachtstum wird durch Androgene angeregt, durch dagegen Östrogene gehemmt. Eine Prädisposition, also eine Neigung für diese Erkrankung, besteht für Cocker Spaniel, Beagle, Bulldoggen und Samoyeden.
Beim Beginn von Krankheitserscheinungen wird häufig nur bemerkt, dass sich leichte Blutstropfen im Bereich der Analrosette oder an der Liegestelle des Hundes finden. Die Besitzer sollten deshalb auch den „hinteren Teil“ ihres Lieblings im Auge behalten. Denn was zunächst ein relativ harmloses kleines Adenom ist, kann bei weiterem Wachstum schnell zu einem schwer kontrollierbaren Adenokarzinom werden. Deshalb ist eine schnelle chirurgische Intervention bei Veränderungen im Analbereich angezeigt. Da die Veränderungen der Perianaldrüsen häufiger bei männlichen Hunden vorkommen, sollte zusätzlich über eine Kastration nachgedacht werden. Bei weiblichen kastrierten Tieren hängt die Veranlagung zu Veränderung der Perianaldrüsen mit dem Fehlen von Östrogenen zusammen.
Gut- und bösartige Veränderungen können an den Perianaldrüsen beobachtet werden. Es handelt sich um Umbildungen von spezialisierten Talgdrüsen. Gutartige Veränderungen werden als Adenome, bösartige als Adenokarzinome unterschiedlicher Malignität, bezeichnet.
Wenn eine gute chirurgische Entfernung und eine hormonelle Kontrolle besonders bei männlichen Tieren vorgenommen werden, kommt es normalerweise nicht zum Wiederauftreten der Veränderungen. Über Metastasen wird allerdings in 15 % der erkrankten Tiere berichtet. Dies zeigt sich in Abhängigkeit der Primärtumorgröße.
Je nach Lage der veränderten Perianaltumore oder versprengten akzessorischen Drüsen entdeckt der Besitzer früher oder leider später entsprechende Veränderungen der Hautoberfläche. Häufig sind mehrere unterschiedlich große Veränderungen zu finden. Zunächst handelt es sich um sanfte Veränderungen der Hautoberfläche rund um den unteren Ruten- und Analbereich. Bei weiterem Wachstum kann es zu regelrechten geschwürig-eitrigen, blutigen Veränderungen kommen. Diese können über Kontakt vom Analbereich auf die Unterseite der Rute als Abklatschmetastasen übergehen. Der Besitzer merkt spätestens dann blutige Stellen in den Bereichen, in denen der Hund sich niedersetzt und das üble Riechen der veränderten Stellen. Vermehrte Lecken und Beißen in der Analgegend durch den betroffenen Hund sind ein weiteres Symptom.
Eine schnelle chirurgische Entfernung der veränderten Hautbezirke sollte als grundlegende Behandlung durchgeführt werden. Die entnommenen Tumore sollten auf jeden Fall im spezialisierten Labor auf Bösartigkeit untersucht werden.
Wegen der Gefahr der Metastasierung sollten bei einem bösartigen Befund eines Perianaltumors Überlegungen zur Nachbehandlung mit dendritischen Zellen angestellt werden. Unser Team berät Sie gern.
Die nachfolgende Tabelle soll als Hilfe dienen, um die Unterschiede von Perianal -und Analtumoren darzustellen:
Analdrüse |
Analdrüse |
Perianaldrüse |
|
Gutartig |
Bösartig |
Bösartig |
|
Zellart |
Talgdrüse |
Talgdrüse |
Schweissdrüse (apokrin) |
Tumorart |
|||
Häufigkeit des Auftretens |
Normal in unkastrierten männliche Hunde, sehr selten bei Hündinnen |
selten |
gelegentlich |
Hormonelle Faktoren |
Beim Rüden: Testosteron abhängig Hündin: kastrierte Tiere, Östrogen fehlend |
keine |
keine |
Position und Aussehen |
Oberflächliche unbehaarte Umgebung im Analbereich, einzeln, viele, auch an Vorhaut und Rute |
Normalerweise einzelner Tumor, kann invasiv wachsend sein |
Unterhaut links und rechts vom After, fest und nicht verschieblich, kann klein mit Lymphknotenmetastase sein |
Paraneoplastisches Syndrom |
nein |
Sehr selten Hyperkazämie |
25- 50 % der Tiere haben eine Hyperkalzämie |
Metastasierungsmuster |
keins |
Zunächst zu den lokalen Lymphknoten, dann zu entfernteren Körperstellen, Metastasierungsrate bis zu 50 %, besonders bei wiederholtem örtliche Auftreten |
Zunächst zu den lokalen Lymphknoten, dann zu entfernteren Körperstellen |
Besondere |
Zytologische Untersuchung schwierig zwischen gut- und bösartigen Zellen |
Röntgen und Ultraschall der Bauchhöhle, Röntgen des Brustbereiches |
Röntgen und Ultraschall der Bauchhöhle, Röntgen des Brustbereiches, Kalziumbestimmung im Blutserum, Nierenwerte |
Behandlung |
Kastration, chirurgische Entfernung |
Weites Umschneiden der Veränderungen, ggf. mit veränderten Lymphknoten, Bestrahlung und/oder immunologische Behandlung mit dendritischen Zellen, wenn keine Operation möglich Kastration bringt keine Vorteil |
Weites Umschneiden der Veränderungen, ggf. mit veränderten Lymphknoten, Bestrahlung und/oder immunologische Behandlung mit dendritischen Zellen, wenn keine Operation möglich |
Prognose |
Sehr gut, weniger als 10 % Wiederauftreten nach Kastration |
Mittlere Prognose bei Tumoren kleiner 5 cm, ein Wiederauftreten Monate nach Operation muss eingkalkuliert werden |
Mittlere Prognose |
Quelle: Liptak JM, Turek MM (2020): Perineal Tumors in: Withrow & Mac Ewen’s Small Animal Clinicla Oncology, 6th Ed., 468-470