Die hypertrophe Osteodystrophie des Hundes (HOD) ist eine seltene entzündliche Knochenerkrankung. Sie wird auch als als metaphysäre Osteopathie bezeichnet. Die Erkrankung wird vor allem bei bei jungen, schnell wachsenden Hunden großer Rassen beobachtet. Dazu zählen zum Beispiel Irish Setter, verschiedene Doggenrassen und irischen Wolfshunde.
Gelegentliche Fälle wurden auch bei anderen Hunderassen gemeldet. Der Weimaraner neigt zu einer multiorganischen entzündlichen Form der Krankheit mit schweren Magen-Darm-, Atemwegs- und neurologischen Symptomen.
Veränderungen bei der hypertrophischen Osteodystrophie des Hundes
Die hypertrophische Osteodystrophie ist durch eine Störung des Knochenwachstumsbereichs der Röhrenknochen, der sogenannten Metaphyse, gekennzeichnet. Es entsteht eine metaphysäre Nekrose, Blutungen und Entzündungen. Die Erkrankung tritt bei jungen Hunden in der Phase des schnellen Wachstums auf und bildet sich zurück, sobald sich die Knochenplatten geschlossen haben. Durch diesen Verlauf verursacht sie eine akut auftretende beidseitige erhebliche Lahmheit. Vorder- und Hintergliedmaßen sind gleichermaßen betroffen. Neben den Bereichen von Unterarm und Unterschenkel können auch die Wirbelkörper betroffen sein. Betroffene Hunde weisen signifikant erhöhte Werte mehrerer entzündlicher Zytokine auf. Diese Zytokine können auch bei genesenen Hunden erhöht bleiben. Zu den systemischen Anzeichen gehören Fressunlust, Depression und Fieber. Zudem kommt es, wie erwähnt, zu Magen-Darm-, Atemwegs- und neurologischen Symptomen. Feststellbar sind symmetrische Knochenläsionen an den schmerzhaften, geschwollenen Metaphysen. Die radiologische Untersuchung zeigt röntgenstrahlendurchlässige Zonen in den mitleren Bereichen bzw. Wachstumszonen der Knochen und die Zubildungen an der Knochenhaut.
Von der Krankheit betroffene Hunde können auch eine vorbestehende Immunstörung mit niedrigen Konzentrationen einer oder mehrerer Immunglobulinklassen aufweisen. Auch wiederkehrende Infektionen und entzündliche Erkrankungen werden gefunden. Die Ursache der hypertrophen Osteodystrophie ist nach wie vor unbekannt, wobei frühere Spekulationen über Vitamin-C-Mangel oder Überernährung inzwischen verworfen wurden. Es gibt Hinweise auf einen signifikanten genetischen Effekt.
Weitere ähnliche Erkrankungsbilder
Neben der hypertrophen Osteodystrophie gibt es weitere Erkrankungsreihen, unter denen junge Weimaraner leiden. Wiederkehrende Fieberschübe, die mit systemischen Entzündungszeichen einhergehen, sind bei dieser Rasse ebenfalls bekannt. Der Begriff hyperinflammatorisches Syndrom wurde verwendet: Darunter versammeln sich bei dieser Rasse nicht nur die hypertrophe Osteodystrophe sondern auch aseptische Meningitis, Fieberschübe nach Schutzimpfungen und/oder knotige Hauterkrankungen sowie ein Immunschwächesyndrom. Wahrscheinlich liegt all diesen Entzündungskrankheiten eine gemeinsame Ursache zugrunde, die noch nicht identifiziert wurde.
Klinische Erscheinungen bei der hypertrophen Osteodystrophie des Hundes
Rüden und Hündinnen sind von der hypertrophen Osteodystrophiegleichermaßen betroffen. Krankheitserscheinungen stellen sich in der Regel im Alter von 8 bis 16 Wochen ein. Betroffene Hunde zeigen die bereits beschriebenen Symptome: Futterunlust, Depression, Fieber, Erbrechen, Lymphknotenschwellung und geschwollene, schmerzhafte Metaphysen. Die Hunde können auch an Augen- und Nasenausfluss, Hautpusteln, rektalen Blutungen, Vulvovaginitis und Atemwegsentzündungen leiden. Viele Hunde haben sich selbst stillende Dünndarmdurchfälle. Diese gehen mit dem Auftreten von Fieberschüben und Gelenkschmerzen einher. Sie zeigen auch Schmerzen und deutliche Weichteilschwellungen über den betroffenen Knochen. Eine oft starke Lahmheit geht mit der Schwellung der Wachstumsplatten in den langen Knochen einher.
Diagnose und Behandlung der hypertrophen Osteodystrophie der Hunde
Die Diagnose der Erkrankung beruht auf der dem Vorbericht und den Hinweisen zu besonders belasteten Hunderassen: Weiter sind die klinischen Symptomen und dem Vorhandensein charakteristischer Röntgenbefunde an der Wachstumsfuge der Röhrenknochen diagnostisch nutzbar. Es ist wichtig, infektiöse Ursachen für das Fieber und die Knochenschmerzen auszuschließen. Die hämatologischen Befunde umfassen normalerweise eine Erhöhung der neutrophile Leukozyten und der Monozyten. Bei der Blutuntersuchung ist die alkalische Phosphatase erhöht. Dies weist auf die Knochennekrose hin. Einige Tiere können auch hypogammaglobulinämisch sein. Biopsien der betroffenen Knochenbereiche (wenn sie wirklich durchgeführt werden)zeigen schwere neutrophile Entzündungen, Blutungen im Knochenhautbereichund Nekrosen der Knochentrabekel. Die rechtzeitige Erkennung der Krankheit und eine angemessene Behandlung sind der Schlüssel zu einem guten Ausgang.
Die Behandlung der Erkrankung beruht normalerweise auf einer relativen Ruhigstellung des noch jungen Patienten. Dazu wird mit nichtsteroidalen Entzündungshemmern (NSAIDs) behandelt, bei Bedarf werden auch Opiat-Analgetika eingesetzt. Kortikosteroide sollten bei einer schweren, fortschreitenden Erkrankung eingesetzt werden, wenn die röntgenologischen Veränderungen der Wachstumsplatten auf eine hypertrophe Osteodystrophie hinweisen. In den meisten Fällen hat die Krankheit die Tendenz allein auszuheilen. Die meisten Hunde erholen sich innerhalb weniger Wochen nach dem Schluss der Wachstumsfugenschluss. Aber leider können Deformationen an den betroffenen Knochen zurückbleiben.
Quelle: Tizard IR (2023): Canine Hypertrophic Osteodystrophy in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 176-178