Immun-mediierte Polymyositis des Pferdes

Einige Quarter Horses und verwandte Rassen wie Paints Horses und Appaloosas können eine immun-mediierte Polymoysitis entwickeln. Diese ist durch einen schnell einsetzenden Muskelschwund gekennzeichnet. Die Krankheit betrifft in der Regel die Gesäßmuskeln und die Rückenmuskulatur. Dagegen sind andere Muskelgruppen wie zum Beispiel Teile der Sitzbeinmuskulatur (etwa der M. semimembranosus und der M. semitendinosus) relativ unbeeinträchtigt vom Krankheitsgeschehen.

Der Grund für diese lokalisierte Atrophie ist unklar, da die betroffenen Muskeln bekanntermaßen keine spezifischen Antigene exprimieren. Eine Möglichkeit ist, dass es bisher keine Erkenntnisse auf eine spezifische Bindung von Immunglobulin G (IgG) an die Gesäßmuskelfasern gibt. Normale, gesunde Muskelzellen exprimieren normalerweise keine MHC-Moleküle. Das ist bei an immun-mediierte Polymyositis erkrankten Pferden anders. Hier beginnen einige Muskelfasern, MHC zu exprimieren. Dadurch erlangen sie die Fähigkeit, als Antigen-präsentierende Zellen zu fungieren und als Ziele für zytotoxische T-Zellen zu dienen.

Die betroffenen Muskeln sind mit mononukleären Zellen infiltriert. In etwa der Hälfte dieser Fälle sind die vorherrschenden Lymphozyten CD4+ T-Zellen; in etwa einem Viertel überwiegen jedoch CD8+ T-Zellen. Auch B-Zellen, Makrophagen und vielkernige Riesenzellen können in dem Infiltrat vorhanden sein. Diese Zellen finden sich innerhalb oder in der Umgebung von Muskelfasern. Es gibt keine Hinweise auf eine spezifische Bindung von Immunglobulinen an die betroffenen Muskelfasern. Deshalb wird vermutet, dass es sich bei der immun-mediierten Polymyositis der Pferde um eine T-Zell-vermittelte Erkrankung handelt.

Symptome  und Diagnostik der immun-mediierten Polymyositis des Pferdes

Die immun-mediierte Polymyositis der Pferde  weist eine unterschiedliche Verteilung der Erkrankung je nach Pferderasse auf. Betroffene Quarter Horses sind in der Regel bei Krankheitsbeginn unter 4 Jahre alt. Dagegen sind erkrankte Pferde anderer Rassen eher älter. Hier tritt die Krankheit im Durchschnitt mit 17 Jahren auf. Es gibt keine geschlechtsspezifische Prädisposition. Die Krankheit äußert sich in einer rasch fortschreitenden, lokalisierten, symmetrischen Muskelatrophie, die vor allem die Rücken- und sogenannte Gesäßmuskulatur betrifft. Die Halsmuskulatur kann ebenfalls verkümmern. Der Beginn der Atrophie ist schnell und kann innerhalb von 48 Stunden auftreten. Diese Veränderung kann über mehrere Monate anhalten. Die Tiere zeigen Steifheit, Schwäche und Unwohlsein, und viele sind fiebrig.

Die Kontrolle des Blutbildes kann unauffällig normal sein, oder es kann eine Leukozytose vorhanden sein. Die Untersuchung des Blutserums kann einen deutlichen Anstieg der Serum-CK und der Aspartat-Aminotransferase zeigen. Dies zeigt sich insbesondere in der akuten Phase der Erkrankung. Das wichtigste diagnostische Verfahren ist eine Biopsie im betroffenen Muskelbereich. In der mikroskopischen Untersuchung zeigt sich eine lymphozytäre Infiltration in die Muskelzellen und eine Manschettenbildung um die Blutgefässe. Die Muskelzellen zeigen Anzeichen von Atrophie und Muskelnekrose. Weiter kann es  Anzeichen für eine Muskelfaserregeneration geben. Biopsien, die in einem späteren Stadium des Krankheitsprozesses entnommen werden, können weniger Lymphozyten aufweisen.

Behandlung der immun-mediierten Polymyositis des Pferdes

Die Prognose bei der immun-mediierten Polymyositis der Pferde ist gut. Allerdings zeigen Pferde mit Fiebererscheinungen oder gleichzeitig ablaufenden Infektionen tendenziell einen etwas schlechteren Krankheitsausgang. Die Verabreichung entzündungshemmender Glukokortikoide über einen Zeitraum von etwa einem Monat ist in der Regel wirksam. Die Muskelmasse erholt sich schließlich wieder. Dies kann allerdings 2 bis 3 Monate dauern. Es verbleibt aber ein Rest an Muskelschwund. Bei etwa der Hälfte der scheinbar genesenen Pferde können wiederkehrende Episoden der Erkrankung mit entsprechenden Einschränkungen auftreten.

Eine immunologische Behandlung kann zur Reduktion der Glukokortioidgabe überlegt werden.

Quelle: Quelle: Tizard IR (2023):  Equine immune-mediated Myositis  in:  Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 149-151

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