Die immunkomplex-vermittelten glomerulären Läsionen sind als Ursache für chronische Nierenerkrankungen bei Hunden von weitaus größerer Bedeutung als Autoimmunität. Erhebungen haben ergeben, dass diese glomerulären Läsionen in Hundepopulationen bei bis zu 90 % der Tiere vorhanden sein können. Die überwiegende Zahl dieser Läsionen ist dabei klinisch unbedeutend. Die im Blutkreislauf zirkulierenden Immunkomplexe werden in den Glomeruli der Nieren herausgefiltert. Sie verursachen dort eine Verdickung der Basalmembran verursachen und regen die glomerulären Zellen zur Proliferation an.
Praktisch gesehen kann die Immunkomplex-Glomerulonephritis entweder als membranös oder als membranoproliferativ klassifiziert werden. Die membranöse Glomerulopathie ist durch eine Verdickung der Basalmembran gekennzeichnet. Die membranoproliferative Form der Immunkomplexerkrankung ist dagegen durch eine deutliche Hyperzellularität, also einer deutlichen pathologischen Zellzunahme, innerhalb des Glomerulus gekennzeichnet.
Die membranoproliferative Form entsteht, wenn die Antigenämie bei Vorhandensein von Antikörpern über einen längeren Zeitraum anhält. Sie ist daher sekundär
Viele Fälle von entwickeln sich, ohne dass eine offensichtliche prädisponierende Ursache vorliegt.
Krankheitssympome der Immunkomplex-vermittelten Glomerulonephritis des Hundes
Klinisch sollte der Verdacht auf diese Erkrankung bei Tieren mit hoher Eiweissausscheidung im Urin geäußert werden. Die endgültige Diagnose erfordert aber eine Nierenbiopsie mit anschliessender histologischer Untersuchung. Das Vorhandensein von Immunkomplexläsionen in den Glomeruli stimuliert Neutrophile, Mesangialzellen, Makrophagen und Thrombozyten zur Freisetzung von Thromboxanen, Stickstoffoxid und plättchenaktivierendem Faktor. Diese Moleküle erhöhen die Durchlässigkeit der Basalmembran, so dass Plasmaproteine, insbesondere Albumin, mit dem Urin verloren gehen. Dieser Verlust kann schwerwiegend sein und die Fähigkeit des Körpers, das Protein zu ersetzen, übersteigen. Infolgedessen sinkt der Albuminspiegel im Serum, der osmotische Druck der Plasmakolloide nimmt ab, Flüssigkeit tritt aus dem Blut in die Geweberäume über, und das Tier kann ödematös und aszitisch werden. Dieser Flüssigkeitsverlust in die Gewebe führt zu einer Verringerung des Blutvolumens, einem kompensatorischen Anstieg der Sekretion des antidiuretischen Hormons, einer erhöhten Natriumretention und einer Verstärkung des Ödems. Die Verringerung des Blutvolumens führt auch zu einem Rückgang des Blutflusses durch die Nieren. Nachfolgend kommt es also zu einer Verringerung der glomerulären Filtration, einem Zurückhalten harnpflichtiger Stoffe und zu Veränderungen der Blutchemie (Harnstoff, Kreatinin, Azotämie und Hypercholesterinämie).
Die häufigsten ersten Anzeichen einer Erkrankung an einer immunkomplex-vermittelten Glomerulonephritis sind Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Erbrechen. Vermehrtes Trinken und Urinausscheidung treten auf, wenn etwa zwei Drittel der Glomeruli zerstört sind. Azotämie tritt auf, wenn 75 % zerstört sind. Die Entwicklung eines nephrotischen Syndroms (Proteinurie, Hypoproteinämie, Ödeme oder Aszites) tritt nur bei etwa 15 % der betroffenen Hunde auf. Bei Katzen sind allerdings bis zu 75 % von den Veränderungen betroffen. Einige Hunde entwickeln einen Bluthochdruck. Es kann sich auch eine thromboembolische Erkrankung entwickeln. Da das Auftreten von Spontanremissionen nicht vorhersehbar ist, ist es schwierig, die Wirkung einer Behandlung zu beurteilen. Es ist üblich, die betroffenen Tiere mit Kortikosteroiden und Immunsuppressiva zu behandeln, aber der Sinn und die Wirksamkeit dieser Behandlung sind unklar, außer wenn die Glomerulonephritis mit einer gleichzeitigen Autoimmunerkrankung wie einem systemischen Lupus erythematodes einhergeht. Ermutigende klinische Ergebnisse wurden auch mit Angiotensin-Converting-Enzyme-Hemmern (Captopril) und Thromboxan-Synthase-Hemmern erzielt. Eine Proteinrestriktion kann dazu beitragen, die klinischen Anzeichen eines Nierenversagens zu verringern. Wenn die Glomerulopathie sekundär auf eine Infektion zurückzuführen ist, wie bei der durch Borreliose ausgelösten Erkrankung oder der Leishmaniose, sollte die zugrunde liegende Ursache behandelt werden.
Behandlung der Immunkomplex-vermittelten Glomerulonephritis des Hundes
Die glomeruläre Läsion ist nicht entzündlich, und obwohl die Läsion Immunglobuline enthält, gibt es keinen Hinweis darauf, dass sie durch eine Hyperaktivität des Immunsystems verursacht wird. Bei Erkrankungen, die mit einer ausgeprägten Proteinurie, einem nephrotischen Syndrom oder einer progressiven Azotämie einhergehen, wurde Mycophenolat allein oder in Kombination mit Prednisolon empfohlen. Bei stabiler oder langsam fortschreitender Erkrankung ist Mycophenolat oder Chlorambucil allein oder in Kombination mit Azathioprin an abwechselnden Tagen geeignet. Die therapeutische Wirksamkeit sollte in regelmäßigen Abständen anhand von Veränderungen der Proteinurie, der Nierenfunktion oder der Serumalbumin-Konzentration beurteilt werden. Wenn keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten, sollte die Therapie mindestens 8 bis 12 Wochen lang durchgeführt werden, bevor eine Behandlung geändert oder abgebrochen wird.
Eine immunologische Behandlung sollte auf jeden Fall als Therapie- und unterstützende Option geprüft werden.
Quelle: Tizard IR (2023): Immune Complex-mediated Glomerulopathies in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 166-169