Kann ich meine Katze mit Immunschwäche und Immunproblemen impfen lassen?

Viele Katzen haben durch Alter, Krankheit, Tumorerkrankung, Virusinfektionen und anderes eine erworbene Immunschwäche. Oder sie sind schon aus der Jugend mit Immunproblemen behaftet.

Zur Frage wie bei diesen Tieren eine geordnete Schutzimpfung durchgeführt werden kann, hat ein Expertengremium von europäischen Universitäten im sogenannten ABCD (European Advisary Board on Cat Diseases) entsprechende Vorschläge formuliert.

Dabei wurden folgende Gedanken von den Spezialisten formuliert:

Es liegen nur wenige Daten über die Impfung von immungeschwächten Katzen vor, und manchmal führen Studien zu kontroversen Ergebnissen. Dieses Merkblatt basiert daher hauptsächlich auf Expertenmeinungen. Für Referenzen und Details siehe die Leitlinien zu diesem Thema (www.abcdcatsvets.org).

Wichtige Überlegungen:

  • Es ist unklar, ob Impfungen bei immungeschwächten Katzen aufgrund einer verminderten Immunantwort wirksam sind.
  • Modifizierte Lebendimpfstoffstämme könnten bei immungeschwächten Katzen pathogen sein.
  • Die Impfung und die daraus resultierende Immunstimulation können zu einer Verschlimmerung bestimmter Grunderkrankungen führen (z. B. bei einer FIV-Infektion oder chronischen Nierenerkrankung).

Der Grad der Immunschwäche und die Bewertung des individuellen Risikos der Katze, infektiösen Erregern ausgesetzt zu sein, sollten vom Tierarzt festgelegt werden.
Das Impfprotokoll für Katzen mit langfristiger Immunschwäche hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung und/oder Behandlung ab.

Quelle: Hartmann K et al (2022): Vaccination of Immunocompromised Cats, Viruses 2022, 14(5), 923; https://doi.org/10.3390/v14050923

 

Zustand oder Situation, die mit einer Immunschwäche einhergehen könnte

Panleukopenie (FPV)Antikörper messen

Empfohlenes Impfprotokoll

Akute Krankheit oder kurzfristige immunsuppressive Behandlung

Nein

1 oder 2

 

Angeborene Immunschwächekrankheiten

Ja

3

Infektion mit dem felinen Immundefizienz-Virus (FIV)

Ja

5, 6 oder 7

Infektion mit dem felinen Leukämievirus (FeLV)

Ja

5,6, oder 8

Tumorerkrankungen

Ja

wenn Patient ansonsten gesund und keine laufende Chemotherapie
Tumorbehandlung 3

Diabetes mellitus

Ja

wenn die Zuckererkrankung gut eingestellt ist 3

Wenn schlecht kontrolliert 1 – bis zur Besserung, alternativ 2

Chronische Nierenerkrankung

Ja

7

Patient ohne Milz

Ja

3; Im Falle einer elektiven Splenektomie 9

Langzeit-Glukokortikoid-Therapie

Ja

Wenn die Katze eine niedrig dosierte entzündungs-hemmende Glukokortikoid-Behandlung erhält 3

Wenn die Katze eine hoch-dosierte oder langfristige immunsuppressive Glukokortikoid-Behandlung erhält 4, alternativ 2

 Langzeit-Cyclosporin-Therapie

Ja

Grundimpfung 4, alternativ 2; Auffrischungsimpfung (wenn die Katze ansonsten gesund ist) 3

Chemotherapie bei Tumoren

Ja

4; alternativ 2

Vollnarkose/perioperativer Zeitraum

Eventuell

1; wenn die Impfung nicht vermieden werden kann (z. B. Wildkatzen) 3

Ältere Katzen (>11 Jahre)

Ja

Grundimpfung 10

Auffrischungsimpfung 3

 

Folgende Informationen sind bei den jeweiligen Impfprotokollen zu beachten:
Die Frage nach den FIP-Titern dient der Vermeidung einer unnötigen Impfung gegen das feline Panleukopenie-Virus (FPV) bei ausreichenden Antikörperspiegeln. Bei Katzen mit akuten Krankheiten oder unter kurzfristiger immunsuppressiver Behandlung: Eine Impfung sollte auch dann vermieden werden, wenn keine Antikörper vorhanden sind; daher ist die Messung von FPV-Antikörpern in dieser Situation nicht sinnvoll.

  1. Verschieben Sie die Impfung bis zur Genesung/zum Ende der Behandlung.
  2. Erwägen Sie die Verabreichung einer passiven Immunisierung (Übertragung von Antikörpern gegen FPV, felines Calicivirus (FCV) und felines Herpesvirus (FHV)), falls bei hohem Infektionsdruck verfügbar.
  3. Impfen Sie wie bei klinisch gesunden Katzen.
  4. Verschieben Sie die Impfung bis mindestens drei Monate nach Ende der Behandlung.
  5. Retrovirus-infizierte Katzen sollten ausschließlich im Haus gehalten werden.
  6. Eine Impfung sollte nur in Betracht gezogen werden, wenn die Katze klinisch gesund ist.
  7. Entscheiden Sie sich für eine Impfung auf der Grundlage des Nutzen-Risiko-Verhältnisses, z. B. vermeiden Sie die Impfung von erwachsenen Katzen, die nur im Haus leben (es sei denn, die Katze hat keine FIP-Antikörper).
  8. Jährliche Auffrischung der wichtigsten Impfstoffe in Betracht ziehen.
  9. Vollständige Impfung mindestens zwei Wochen vor der Operation.
  10. Verabreichung von zwei Injektionen der Grundimmunisierung im Abstand von drei bis vier Wochen (einschließlich Katzenpanleukämie und Tollwutimpfung) ODER Durchführung einer Katzenseuche- und Tollwut-Antikörpermessung nach der ersten Injektion, um zu überprüfen, ob der Schutz ausreichend ist.

 

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