Ein gastrointestinales malignes Lymphom tritt bei Katzen im Magen, dem Darm, den Lymphknoten des Verdauungstrakts oder der Leber auf. Es wird auch alimentäres (an den Nahrungstrakt gebundenes) Lymphom genannt. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden damit alle Lymphome des Gastrointestinaltrakts, also des Verdauungstraktes bezeichnet. Es sind vorwiegend ältere Katzen, die von entsprechenden Tumoren betroffen sind. Das gastrointestinale maligne Lymphom ist dabei am häufigsten im Darm zu finden. Die Abgrenzung zur Inflammatory Bowel Disease (IBD) ist zuweilen schwer.
Die Tumorbildung sitzt im Verdauungstrakt der Katzen. Tumorzellen haben die Angewohnheit, die Funktion der Organe, an denen sie angesiedelt sind, zu stören oder gar ganz zu unterdrücken. Daher kann sich das Lymphom gerade bei der Verdauung Ihrer Katze bemerkbar machen. Die Symptome äußern sich dann in Erbrechen, chronischem Durchfall, Problemen beim Kotabsatz und Gewichtsverlust. Dieser Gewichtsverlust ist gerade für Katzen problematisch, da sie von Natur aus über ein geringes Körpergewicht verfügen. Selbst relativ geringe Gewichtsabnahme kann so schnell gefährlich werden. Weitere Symptome sind Fressunlust (bis hin zur Futterverweigerung), Blutungen und Anämie (Blutarmut).
Es werden vor allem folgende drei Formen des Gastrointestinalen (Magen-Darm) Lymphoms bei Katzen unterschieden (nach Vail et al.):
Charakteristikum | Low Grade alimentäres Lymphom | mittelgradiges/High Grade alimentäres Lymphom | Großgranuläres Lymphom |
Vorkommen | 50 – 80 % der Fälle | etwa 20 % der Fälle | etwa 10 % der Fälle |
Klinische Zeichen |
unspezifische Magen-Darm-Symptomatik (Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Durchfall)
|
unspezifische Magen-Darm-Symptomatik, häufiges Erbrechen, wenn Veränderungen im Magenbereich, frische Blut auf dem Kot | unspezifische Magen-Darm-Symptomatik, mehr Erbrechen |
Entwicklung des Krankheitsbildes | schmerzarmes Fortschreiten | akutes Fortschreiten | akutes Fortschreiten |
Befunde beim Abtasten | normalerweise leichte Verdickung der Darmwände, Lymphknotenanschwellung möglcih | oft wird eine Zubildung am Magen/Darm tastbar, Lymphknotenschwellung, Organvergrößerungen | oft wird eine Zubildung am Magen/Darm tastbar, Lymphknotenanschwellung |
Ultraschalluntersuchung | oft unspektakulär, diffuse Schwellung der Darmwand bis zur Submukosaschicht, milde Lymphknotenschwellung, Organvergrößerungen möglich | Öfter die gesamte Darmwand umfassend, Verlust des normalen Darmwandaufbaus, Tumor häufig sichtbar, Lymphknotenschwellung häufig erkennbar | Öfter die gesamte Darmwand umfassend, Verlust des normalen Darmwandaufbaus, Tumor häufig sichtbar, Lymphknotenschwellung häufig erkennbar |
Vorkommen | vor allem Dünndarm | vor allem Dünndarm | Magen, mittlere Abschnitte Dünndarm, Blinddarmbereich |
Diagnosestellung | Zytologie normalerweise nicht aussagekräftig. Biposie aller Darmschichten notwendig, aber auch endoskopisch hilfreich mit pathohistologischer Diagnose, Bestimmung des Immunophänotyps und Clonalitätsanalyse zur Differenzierung von autoimmunen Veränderungen hilfreich | Zytologie (Tumormasse, Lymphknoten) oft diagnostisch, seltener Bestimmung des Immunophänotyps und Clonalitätsanalyse notwendig | Zytologie (Tumormasse, Lymphknoten) oft diagnostisch, seltener Bestimmung des Immunophänotyps und Clonalitätsanalyse notwendig |
Zellgröße | merh als 80 % klein, weniger als 20 % gross | mehr als 90 % mittelgroß bis groß | mittelgroß/groß |
Epitheliotropismus | Normalerweise | selten | Normalerweise |
Vorgeschlagene Behandlung | Chlorambucil/Prednisolon | Chirurgie nach Möglichkeit, besonders bei Obstruktion/ Perforation – verschiedene Chemotherapieprotokolle, | Chirurgie nach Möglichkeit, besonders bei Obstruktion/ Perforation – verschiedene Chemotherapieprotokolle |
Erfolg der Chemotherapie | mehr als 80 % Ansprechrate, medianes Überleben 1,5 bis 3 Jahre | 30 % komplette Remission, ca 50 – 60 % Reaktion, mittleres Überleben 3 bis 10 Monate | weniger als 30 % Ansprechrate, medianes Überleben nur 45 bis 60 Tage |
Da Symptome wie Erbrechen oder Probleme beim Kotabsatz jedoch nicht nur einer Tumorerkrankung im gastrointesinalen Bereich zuzuschreiben sind, ist eine genaue Diagnose im Anfangsstadium in vielen Fällen sehr schwer. Die Verdachtsdiagnose entsteht häufig über die chronischen Verdauungsprobleme. Blut- und Röntgenuntersuchungen geben weitere Hinweise. Durch eine Ultraschallkontrolle können dann weitere Informationen gesammtl werden. In manchen Fällen wird zur Absicherung dann eine Biopsie (von außen per Trokar oder in einer Operation) durchgeführt.
Als
Angesichts dieser zunehmenden Zahl von Fällen eiens intestinalen Lymphoms bei Katzen nennt Prof. Steven Suter während einer Vorlesung beim North American Veterinary Community’s 2023 Veterinary Meeting & Expo in Orlando, Florida einige mögliche Ursachen für die Erkrankung:
– Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen chronischer Zigarettenrauchexposition (5 Jahre oder länger) und Lymphomen.
– Eine chronische Entzündung aufgrund einer chronischen Reizdarmerkrankung wurde mit der Entwicklung des intestinalen Lymphoms in Verbindung gebracht.
– Siamkatzen können eine (höchstwahrscheinlich genetische) Prädisposition für die Entwicklung der Erkrankung haben.
– Außerdem wird eine Infektion mit dem Felinen Immundefizienz-Virus (FIV) und die anschließende Immunsuppression werden mit der Tumorbildung in Verbindung gebracht.
Dadurch, dass sich der Tumor in den inneren Organe Ihrer Katze befindet, lässt sich von außen häufig zunächst nicht zuverlässig erkennen. In späteren Stadien und wenn der Tumor gewachsen ist, ist es jedoch oft möglich, diesen zu ertasten.
Im Rahmen der Therapie wird in einer Vielzahl der Fälle eine Chemotherapie vorgeschlagen. Bei der Chemotherapie kann es jedoch nach Ende des Behandlgunszyklus zu Komplikationen wie einer Darmperforation kommen. Gieger et al. berichten von einer Kombinationsbehandlung von Lomustin und Strahlentherapie. Hier zeigen sich ebenfalls keine überzeugenden Ergebnisse. In manchen Fällen ist auch eine Operation denkbar. Ob diese durchgeführt werden kann, hängt allerdings mit der Art, der Lokalisation und dem Stadium des Tumors zusammen. Wenn der Tumor schon Metastasen gebildet, sich also auf andere Organe und umliegendes Gewebe ausgebreitet hat, gestaltet sich die Behandlung schwieriger.
Die dendritische Zelltherapie bietet Ihnen und Ihrer Katze eine schonende Alternative zu herkömmlichen Behandlungsmethoden. Indem das Immunsystem der Katzen aufgebaut wird, kann die Zerstörung der Tumorzellen von neuem angeregt werden. Auch die Lebensqualität kann so verbessert und die Lebenserwartung erhöht werden. Die dendritische Zelltherapie kann als alleinige Behandlungsmethode als auch zusätzlich zu anderen Maßnahmen angewendet werden. Außerdem ist es möglich, dass Ihr Tierarzt die Behandlung durchführt – lange Fahrten in eine spezielle Klinik und zusätzlicher Stress für Sie und den vierbeinigen Patienten fallen so weg.
Eine aktuelle Veröffentlichung von Wright et al. berichtet über an einem enteralen Lymphom erkrankte Katzen. Diese können bei etwa 7 bis 14 % dieser Tiere von einer erneuten Lymphomerkrankung betroffen sein. Ausgewertet wurde zunächst die gesamte Karte der Klinik mit 740 an Lymphom erkrankten Katzen. Dabei fanden sich die Krankengeschichten von 121 Katzen, die an einem Lymphom des Magen-Darm-Traktes erkrankt waren. Bei 12 dieser Tiere trat im Mittel nach 541 Tagen eine andere Lymphomerkrankung – ein sogenanntes Grosszell-Lymphom, auf und wurde behandelt. Besitzer und Behandler von an enteralem Lymphom erkrankten Katzen sollten dementsprechend bei einem Wiederauftreten von Krankheitssymptomen auch an eine andere Lymphomform als zugrundeliegend denken.
Quellen: Wright, Katherine Z., et al. “Feline Large-Cell Lymphoma Following Previous Treatment for Small-Cell Gastrointestinal Lymphoma: Incidence, Clinical Signs, Clinicopathologic Data, Treatment of a Secondary Malignancy, Response and Survival.” Journal of Feline Medicine and Surgery, vol. 21, no. 4, Apr. 2019, pp. 353–362, doi:10.1177/1098612X18779870.
Gieger TL et al:Treatment of feline gastrointestinal intermediate- or large-cell lymphoma with lomustine chemotherapy and 8 Gy abdominal cavity radiation therapy, https://doi.org/10.1177/1098612X20959602
Vail DM, Pinkerton M (2020): Felina Lymphoma and Leukemia in: Withrow and MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology, 6th Ed., St. Louis, MI, 715-730