05 Apr. Neuritis des Sehnerven (Nervus Optikus) beim Hund
Eine idiopathische, also ohne erkennbare Ursache auftretende Entzündung des Nervus optikus (sogenannte Optikusneuritis) wird bei kleineren Hunderassen beobachtet. Sie spricht auf die Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten an.
Eine Abgrenzung dieser Sehnervenentzündung vom SARDS-Syndrom kann schwierig sein. Die klinischen Erscheinungsbilder überschneiden sich stark . Die Nervus optikus-Neuritis äußert sich in einer plötzlich auftretenden Blindheit und erweiterten, auf eine Behandlung nicht ansprechbaren Pupillen. Als Ursache muss die Entzündung des Sehnervs angesehen werden. Die Sehnervenentzündung kann beidseitig (etwa 75 % der Fälle) oder aber auch einseitig auftreten. Der Sehnervenkopf kann Schwellungen, Hyperämie (übermäßige Blutfüllung), Papillenödem (Schwellung im Augenhintergrund)und Netzhautblutungen aufweisen. Lidkrampf und Exophthalmus (Hervortreten des Augapfels) können ebenfalls vorhanden sein. Asymmetrische Sehstörungen treten bei an der Neuritis erkrankten Hunden häufiger auf als bei SARDS-Hunden.
Diagnostik der Neuritis des Nervus Optikus
Ein Elektroretinogramm ermöglicht die Unterscheidung zwischen den beiden Erkrankungen. Bei der Analyse des Liquor cerebrospinalis (Rückenmarksflüssigkeit) betroffener Hunde wurden in etwa 44 % der Fälle eine Erhöhung der Neutrophilenzahl und erhöhte Proteinbestandteile festgestellt. Etwa ein Drittel der Erkrankungsfälle geht mit einer sterilen Entzündung einher, die durch die okuläre Form der granulomatösen Meningoenzephalitis verursacht wird. Bei diesen Hunden kann die Magnetresonanztomographie eine Vergrößerung des Sehnervs aufzeigen. Diese Patientengruppe zeigt auch Anzeichen für entzündliche Veränderungen in ihrem Liquor.
Die Behandlung besteht aus systemischen Kortikosteroiden, entweder allein oder in Kombination mit anderen Immunsuppressiva wie Cytosinarabinosid, Cyclosporin oder Azathioprin. Etwa ein Drittel der behandelten Hunde erlangt sein Sehvermögen innerhalb von 2 bis 60 Tagen (im median 10 Tage) nach Beginn der Behandlung zurück. Angesichts des positiven Ansprechens auf eine immunsuppressive Therapie wird davon ausgegangen, dass es sich bei der Neuritis des Nervus optikus um eine immun vermittelte Erkrankung handelt.
Quelle: Tizard IR (2023): Optic Neuritis in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 104/105