Die häufigste Ursache für Blindheit bei Pferden ist die rezidivierende Uveitis (auch Mondblindheit oder Iridozyklitis genannt). Sie betrifft Pferde weltweit mit einer geschätzten Prävalenz von 10 % bis 25 %. Bei Pferden kommt es zu wiederholten Episoden einer Entzündung des Innenauges, die hauptsächlich die vordere Aderhaut betrifft, gefolgt von Phasen der Remission.
Ablauf der periodischen Augenentzündung
In akuten Fällen entwickeln sie starke Augenschmerzen, Lidkrampf, Tränenfluss, Hornhautveränderungen wie Ödeme und Vaskularisationen, Kammerwasseraustritt und Lichtempfindlichkeit. Einige Pferde entwickeln eine dauerhafte geringgradige Uveitis ohne offensichtliche Anzeichen von Augenbeschwerden, während andere eine Uveitis im hinteren Auge einschließlich Vitritis und Retinitis entwickeln, die zur Zerstörung der Photorezeptoren führt. Nach wiederholten Schüben können Pferde Katarakte, Verklebungen im Auge, Adhäsionen, Netzhautablösungen, Sekundärglaukome und schließlich den Verlust des Sehvermögens in Verbindung mit einem geschrumpften, funktionsunfähigen Auge entwickeln.
Es handelt sich um eine immunvermittelte Erkrankung. Wie bereits erwähnt, ist die Aderhaut gut durchblutet und durch die Gefäßbarrieren geschützt. Ist die Blut-Augen-Schranke jedoch einmal gestört, etwa durch eine Infektion oder ein Trauma, können T-Zellen und Antikörper in das Auge gelangen. Sie können dies wiederholt tun und dadruch wiederkehrende Entzündungsschübe verursachen.
Autoantikörper werden gebildet
Betroffene Pferde bilden eine Vielzahl von Autoantikörpern, die wahrscheinlich zur Pathogenese der Krankheit beitragen. Diese richten sich gegen Antigene, die normalerweise hinter der Blut-Augen-Schranke verborgen sind. Die Erkrankung entwickelt sich in der Regel nach einer Infektion mit Leptospiren. Nach natürlichen Ausbrüchen von Leptospirose entwickelten die meisten überlebenden Pferde innerhalb von 18 bis 24 Monaten ERU. Erkrankte Pferde entwickeln zirkulierende Antikörper gegen drei Lipoproteine, die auf der äußeren Membran von L. interrogans zu finden sind und als Lru A, B und C bezeichnet werden. Der Titer dieser Antikörper steigt während eines Krankheitsausbruchs an und sinkt in der Remission. Diese leptospiralen Lipoproteine zeigen eine starke antigene Kreuzreaktivität mit der Linse, dem Ziliarkörper und der Netzhaut des Pferdes.
Viele andere Infektionen wurden ebenfalls mit der Entwicklung einer periodischen Augenentzündung in Verbindung gebracht. Dazu gehören Brucella abortus, Streptococcus equi, Prescottella equi und Toxoplasma gondii. Einige Fälle können auch mit einer Infektion mit Borrelia burgdorferi oder mit dem Fadenwurm Onchocerca cervicalis in Verbindung gebracht werden. In letzterem Fall können tote oder sterbende Würmer kreuzreagierende Antigene freisetzen. Zahlreiche andere Umwelt-antigene werden ebenfalls als Auslöser der Erkrankung vorgeschlagen. So besitzen Rotaviren ein Antigen, das mit dem S-Antigen der Netzhaut kreuzreagiert, ebenso wie der Nahrungsbestandteil αS2-Casein.
Klinische Erscheinungen bei der periodischen Augenentzündung der Pferde
Pferde können in jedem Alter an der periodischen Augenentzündung erkranken, am häufigsten erkranken Tiere zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr. Die Krankheit ist nicht geschlechtsspezifisch. Einige Rassen scheinen leider prädisponiert zu sein. Dazu gehören Appaloosas, Warmblutpferde und American Quarter Horses. Die periodische Augenentzündung kann in drei klinische Formen unterteilt werden: die klassische, die schleichende und die posteriore Form.
Bei der am häufigsten auftretenden klassischen Erkrankung leiden die Pferde unter wiederkehrenden akuten Entzündungsschüben der Uveitis, die von Phasen relativer Remission unterbrochen werden. Der Entzündungsprozess kann die vorderen Aderhautstrukturen wie Iris und Ziliarkörper sowie die hintere Aderhaut und Netzhaut betreffen. Zu den klinischen Anzeichen gehören schwere Lichtempfindlichkeit, Augenschmerzen, Blepharospasmus, vermehrter Tränenfluss, Hornhautödem, Kammerwasser, Hypopyon, Glaskörpertrübung und Chorioretinitis. Diese akuten Schübe dauern zwischen 10 bis 21 Tagen. Jeder Anfall nimmt an Schwere zu und breitet sich allmählich auf andere Augengewebe aus, bis es zur völligen Erblindung kommt.
Bei der schleichenden Form der Krankheit führt eine chronische Uveitis geringen Grades im Laufe der Zeit zu schweren Schäden und Erblindung. Diese Form ist scheinbar nicht schmerzhaft. Die schwerste chronische Form wird bei Leptospira-infizierten Appaloosas beobachtet. Die sogenannte hintere Form der befällt in erster Linie die hinteren Augenstrukturen, einschließlich des Glaskörpers und der Netzhaut. Sie führt zu Glaskörpertrübungen, Retinitis und schließlich zur Degeneration. Diese Form wird im Allgemeinen bei Warmblut- und europäischen Pferden beobachtet.
Diagnose und Behandlung und Behandlung der periodischen Augenentzündung
Die Diagnose der Erkrankung erfordert den Ausschluss anderer Ursachen wie Infektionserreger (außer Leptospirose), Trauma oder einer Geschwulstbildung. Die primäre akute Form sollte von der chronisch-rezidivierenden Form unterschieden werden. In endemischen Gebieten sollten Blutbildkontrollen und eine Leptospira-Serologie durchgeführt werden.
Eine aggressive systemische, lokale und topische Kortikosteroidtherapie mit Prednisolon oder Dexamethason ist eine wirksame Behandlung. Dexamethason wird am häufigsten eingesetzt, da es als Salbe erhältlich und relativ kostengünstig ist. In schweren Fällen kann der Einsatz eines subpalpebralen Lavage-Systems zur häufigeren Anwendung von ophthalmischen Suspensionen und Lösungen gerechtfertigt sein. Mit diesen Steroiden lässt sich die Augenentzündung in der Regel unter Kontrolle bringen, auch wenn die Krankheit häufig wieder auftritt. Die Verwendung von suprachoroidalen Cyclosporin-Implantaten mit verzögerter Freisetzung hat ermutigende Ergebnisse erbracht.
Quelle: Tizard IR (2023): Equine Recurrent Uveitis in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 100-102